BOOTBLACKS aus New York haben jüngst ihr zweites Album „Veins“ veröffentlicht und waren aus diesem Anlass für einige Konzerte auch in Deutschland. Im Gegensatz zum selbstbetitelten Debüt von 2012 spielt für die nun zum Trio verkleinerte Band auf „Veins“ der Einsatz von Keyboards und Synthies eine wesentlichere Rolle. Tanzbare Elemente finden Eingang in die Songs, ohne dabei glatt oder beliebig zu wirken. Laut Panther MacDonald, Gesang und Keyboard, und Gitarristin Alli Gorman geht es in ihrer Musik um die wesentlichen Eckpfeiler des Lebens. Alli beantwortete meine Fragen.
Alli, euer neues Album erinnert wesentlich mehr an Bands wie JOY DIVISION, DEPECHE MODE, die frühen SIMPLE MINDS oder Gary Numan. Könnt ihr etwas zu eurer musikalischen Sozialisation sagen, speziell mit Blick darauf, dass ihr zum Trio geschrumpft seid?
Alle von dir genannten Bands und Musiker hatten während der Aufnahmen für „Veins“ tatsächlich einen erheblichen Einfluss auf uns und das Ergebnis der Songs. Es ging um eine klare Textur in den Soundstrukturen, auch um klare Linien. In der Tat haben Synthies eine größere Bedeutung bekommen, was auch daran liegt, dass wir den bestmöglichen Sound erzeugen wollten, der nun mit nur drei Musikern möglich war. Auf der anderen Seite hat in jüngster Zeit auch unser Interesse an diesen „klassischen“ Synthie-beeinflussten Post-Punk-Bands stark zugenommen.
Man hört diese Einflüsse auch wirklich deutlich heraus, sehr unheimliche Sounds zum Teil. Habt ihr das bewusst intendiert?
Nein, das war eher nicht bewusst, sondern zufällig. Wir haben damit angefangen, ein elektrisches Drumpad einzubauen und einige Synthieparts und in der Summe hat es dann zu diesem teilweise düsteren Sound geführt. Diese zusätzlichen Möglichkeiten, die sich durch den Einsatz von Synthies für eine Band eröffnen, waren komplett neu für uns und gleichzeitig sehr inspirierend beim Schreiben der Songs. Ab einem gewissen Zeitpunkt der Aufnahmen ist uns selbst dieser Einfluss ganz offenbar geworden und wir haben dann bewusst mit diesen für uns neuen Sounds gearbeitet und uns auch ganz klar auf diese Einflüsse musikalisch eingelassen, die du oben genannt hast und diese verarbeitet. Zudem ist während der Aufnahmen unser Bassist ausgestiegen und auch unser Produzent Brian Scott Herman hat uns zu Synthies geraten.
„Veins“, der Name des Albums, ist ja nach meinem Verständnis eine Art Verweis auf den umstrittenen Okkultisten Aleister Crowley.
Aleister hat ja unzählige Bücher geschrieben mit so vielen inspirierenden Titeln. Die Auswahl muss hier also immer schwerfallen. Die Inspiration für den Albumtitel kommt aus der Biografie „Perdurabo“ von Richard Kaczynski, die er über das Leben von Aleister Crowley geschrieben hat. Dabei geht er auch auf Crowleys Obsession für Arterien und Venen ein. Eine Materie und Thematik, mit der sich Crowley intensiv beschäftigte, auch aus okkulter und vor allem mystischer Sicht. Von Crowley stammt das Zitat: „I wanna write something about veins because if you care about something you should open up your veins and bleed out.“ Das hat auch etwas damit zu tun, ganz unzensiert und ungefiltert zu arbeiten. Eine Art von Intensität, die uns inspirierte und irgendwie auch in einem Verhältnis zu unseren Aufnahmen für das Album stand.
Bei unserem letzten Interview hatten wir auch kurz über das Leben in New York gesprochen. Empfindest du das immer noch als vergleichsweise entspannt im Verhältnis zu anderen US-Städten?
Ich denke nach wie vor nicht, dass New York eine der Städte in den USA ist, in denen der „Überlebenskampf“ besonders anstrengend ist. Es gibt ganz sicher viele Großstädte in den USA, die dir so viel mehr abverlangen, um dort zu überleben als diese Stadt, insbesondere als Künstler oder Musiker. Natürlich ist es irrsinnig teuer und an vielen Stellen total überbevölkert, aber als Band hat man viele Möglichkeiten, live aufzutreten und zu spielen, und sich so musikalisch auszudrücken und weiterzuentwickeln.
Ihr habt im April einige Konzerte in Deutschland gespielt. Wie war eure Erfahrung auf Tour?
Europa ist immer eine großartige Erfahrung für uns und speziell in Deutschland haben wir viele Kontakte. Auf dieser Europatour gemeinsam mit LISTE NOIR, dem neuen Art-Wave-Projekt von den Musikern von VELVET CONDOM, haben wir unter anderem in Hamburg, Berlin, Warschau, Prag, Paris, Dijon und Mailand gespielt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #92 Oktober/November 2010 und Markus Kolodziej
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