Hier kommen – in alphabetischer Ordnung – acht Platten, die bei ACHT EIMER HÜHNERHERZEN oft laufen und die mit Sicherheit einen kleinen Einfluss auf die Hühnerherzen-Aufnahmen für unser Album „album“ hatten, auch wenn man das nicht so genau bestimmen kann. Vermutlich hatten andere Melodien, die wir in der frühen Kindheit hörten, noch eine viel größere Wirkung aufs Unterbewusstsein.
THE BEATLES „Abbey Road“
Absolute Erwachsenen- als auch Kindheitsprägung. Sowohl als auch. Zu dieser Platte haben wir wahrscheinlich schon im embryonalen Zustand mit dem Fuß (oder was man da so hat) mitgewippt. „Come together“ klingt auch heute immer noch irgendwie neu und modern, und Liebeslieder wie „Something“ oder „Oh darling“ lassen den Herrn Bene Diktator die komplette Platte von vorne bis hinten mitsingen. Außerdem schätzen wir den wirklich kreativen, innovativen und vor allem humorvollen Umgang mit der Studio- und Mehrspurtechnik, wie bei dem Medley der halbfertigen Songs auf der B-Seite.
DIE GOLDENEN ZITRONEN „Das bißchen Totschlag“
Nicht nur für Fans der „Nicht mehr Fun-Punk“-Goldis – dieses Album beschreibt die Wendung/Weiterentwicklung in Richtung Experiment und Kritik. Politische Texte ohne platte Moralisierung und Schalala-Singalongs. Aber trotzdem auch erkennbar viel schwarzer Humor. Hat vor allem Bene sehr abgeholt damals und bis heute viele Frage- und Ausrufezeichen hinterlassen. Eine Platte, bei der man sich erst mal richtig reinhören muss, und die dann immer besser und größer wird. Wächst heute immer noch.
HANS-A-PLAST „s/t“
Sicher die Punk-Platte einer frühen deutschen Band mit dem größten Einfluss auf Herrn Bottrop. Böse, amüsierte Texte zwischen Alltag und Politik aus weiblicher Perspektive. Doch es sind gar nicht so sehr die exakten Worte und Sätze, die das Album zu einer absoluten H-Bombe der Bewusstwerdung und Selbstermächtigung machen, sondern der Tonfall und die eigenwillige Diktion von Sängerin Annette, die zwischen kalt und aufgeregt, zwischen schnippisch-angepisst und laut loslachend ihre ganz besonderen eigenen Slang und Flow erfindet. „It’s the singer not the song.“ Ihre besondere Intonation lässt jeden sofort die Botschaft mitfühlen, selbst Männer.
JONATHAN RICHMAN AND THE MODERN LOVERS „Rock’n’Roll With The Modern Lovers“
Vermutlich die erste Folk-Post-Punk-Rock-Platte jemals. Gleichzeitig eine Platte für Kinder. Völlig räudig mit echter Punk-Attitude in ein paar Stunden live im Studio aufgenommen, mit größtenteils akustischen Instrumenten, pendeln die MODERN LOVERS hier zwischen traditionellen Folk-Songs, schepperndem Garagen-Sound und einfachen Kinderliedern. Irgendwie eine schöne Blaupause, um Platten spontan zu arrangieren und aufzunehmen. Nicht nur der „Ice cream man“ und die Ur-Version von „Egyptian reggae“, sondern auch die simplen „Rockin’ rockin’ leprechauns“ und „Coomyah“. Und vor allem der „South American folk song“. Für Einsteiger ist aber das Live-Album besser geeignet, wegen besser konsumierbarer Soundqualität.
DIE LASSIE SINGERS „Stadt Land Verbrechen“
Die „eleganteste“ Platte der LASSIE SINGERS, der (reflektierte) Teen-Beat von früher ist vorbei und stattdessen klingt die Band etwas „reifer“, manchmal ruppiger und oft sentimentaler. Mit großer Produktion und treibenden Stakkato-Gitarren von F..J. Krüger. „Ampelmann“ lässt den Herrn Bottrop im Zimmer auf und ab hüpfen. Eine Platte voller hintergründigem Humor und Traurigkeit zugleich.
MINUTEMEN „Double Nickels On The Dime“
Eine der außergewöhnlichsten Bands und Platten dieser ganzen US-Hardcore-Anfänge. Passt einfach in keine Schublade, auch nicht in die eben genannte. Durch den viel zu frühen Tod von Sänger und Gitarrist D. Boon abrupt beendet. Die Mischung aus Punk, funkigen Rhythmen, Country- und Mariachi-Anleihen wird in sehr kurzen, knackigen Songs zusammengekocht, ein pures Trio – Gitarre, Bass, Schlagzeug –, keine Overdubs, keine Effekte. Geradeaus und auf den Punkt. Was braucht man mehr?! Dieses Album hat wie das gesamte Werk der Band großen Eindruck bei Bene und Bottrop hinterlassen.
PIXIES „Surfer Rosa“
Die schwurbeligen Texte und die hysterische Stimme von Frank Black gemischt mit dem irgendwie „unschuldigen“ feenhaften Gesang von Kim Deal. Fast schon obszön. Dazu durchschlagende Linien der Gitarren, die oft nur auf zwei Saiten gedroschen werden, punkig, ruppig, primitiv. Wunderbare Melodien und Harmonien, unterlegt mit verhallten Soli – komplex und simpel zugleich –, erzeugen auch nach vielen Jahren noch eine ganz bestimmte Magie, die wohl auch in Zukunft nicht verblassen wird. Einzigartiges Album.
VIOLENT FEMMES „s/t“
Ist der Prototyp aller amerikanischen Punk/Post-Punk/Postcore-Folkrock-Platten der nächsten dreißig Jahre. Hebt sich wohltuend ab von Pathos und Bierseligkeit der irischen Punk-Folk-Varianten. Präzise, direkt und ein klitzekleinwenig böse-sarkastisch seziert Sänger Gordon Gano seine Themen, während die (meist akustischen) Instrumente einen lückenlosen, absolut druckvollen Soundteppich hinlegen. Und als eines der ersten amerikanischen Punk-Trios mit akustischen Instrumenten ever sind sie natürlich von großem Einfluss auf alles, was die Hühnerherzen in den letzten Jahren ausprobiert haben.
Platten, die eigentlich noch erwähnt werden sollten, weil sonst wäre das hier nicht vollständig, wieder alphabetisch:
DIE ÄRZTE „Nach uns die Sintflut“, THE CURE „Boys Dont’t Cry“, Bob Dylan „Highway 61 Revisited“ und „Bringing It All Back Home“, THE FEELIES „Crazy Rhythms“, FEHLFARBEN „Monarchie und Alltag“, fIREHOSE „If’n“, FLIPPER „Generic“, Gerhard Gundermann „Krams (Das letzte Konzert)“, JOY DIVISION „Unknown Pleasures“, KLEENEX / LILIPUT „1977 1983“, Georg Kreisler „Everblacks“, PATTI SMITH GROUP „Radio Ethiopia“, ROLLING STONES „Aftermath“ und „Between The Buttons“, TON STEINE SCHERBEN „Live in Berlin 1984“, X „More Fun In The New World“
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