Die Diskografie von FAITH NO MORE beginnt 1985 im Umfeld des legendären Maximumrocknroll Fanzines in San Francisco. Ruth Schwartz hatte, aus jener dem D.I.Y.-Gedanken verpflichteten Szene stammend, mit Mordam einen Großhandel gegründet, über den Labels wie Alternative Tentacles und später Lookout! die USA und die Welt mit ihren Platten versorgten.
In Einzelfällen war Mordam auch selbst Label, so im Falle des FAITH NO MORE-Debütalbums „We Care A Lot“, das 1985 erschien und in der Prä-Internetzeit nur langsam den Weg nach Europa fand – in meinem Bekanntenkreis wurde die Band erst zwei, drei Jahre später entdeckt, nachdem „Introduce Yourself“ erschienen war.
Seltsame Musik machten die Typen aus San Francisco: einerseits war da hardcorige Härte zu hören, aber auch dezente Synthies, und dann dieser seltsame Sprechgesang von Chuck Mosley, der schon beinahe was von Rap hatte, gerade bei „We care a lot“ – zumindest empfanden wir das so.
Der Song war Standard im DJ-Programm der Indie-Diskotheken – in der neuen Version von „Introduce Yourself“. Dieses Album erschien 1987 auf dem einst Ende der Siebziger in L.A. als Punk-Label gegründeten Slash Records, das zu diesem Zeitpunkt aber bereits ein Major-Ableger geworden war.
Mit diesem Album stellten sich erste Erfolge ein, und zum Jahreswechsel 1988/89, die Band war gerade im Studio, um das neue Album einzuspielen, ersetzte dann Mike Patton den bisherigen Frontmann Chuck Mosley, und der charismatische 21-Jährige hatte ab diesem Zeitpunkt maßgeblichen Anteil daran, dass mit „The Real Thing“, das im Juni 1989 erschien, der endgültige Durchbruch von FAITH NO MORE beginnen konnte.
Das durch die seltsame Doppelung diverser Songs mit dem Nachfolger etwas in Vergessenheit geratene „We Care A Lot“ war zuletzt 1996 neu aufgelegt worden, schätzungsweise gab es da rechtliche Unstimmigkeiten, und Jahre nach der Pleite von Mordam hat nun FAITH NO MORE-Gründungsmitglied Billy Gould auf seinem Kool Arrow-Label und basierend auf im Keller entdeckten (oder gehüteten?) Tonbändern das Debütwerk neu aufgelegt.
Die zehn originalen Tracks wurden dabei um neun Bonus-Nummern aus jenen Jahren ergänzt. Für mich zählen „We Care A Lot“ und „Introduce Yourself“ zum Besten, was FAITH NO MORE je aufgenommen haben.
Es folgten 1989 „The Real Thing“, auf dem erstmals Mike Patton als Sänger zu hören war, und 1992 „Angel Dust“, bei dem sich erstmals Patton ins Songwriting der Band einbringen konnte (beim Vorgänger stieß er ja erst spät im Studio zur Band), und mit den Singles „Midlife crisis“, „A small victory“, „Everything’s ruined“ und vor allem dem COMMODORES-Cover „Easy“ wurde die Band aus San Francisco noch größer – aber auch etwas glatter als auf den ersten drei Alben.
Nachdem „The Real Thing“ und „Angel Dust“ 2013 neu aufgelegt worden waren, folgen nun „King For A Day ... Fool For A Lifetime“ (1995) und „Album Of The Year“ (1997), die letzten beiden Alben vor der Auflösung 1998 – nicht auf Kool Arrow, sondern via Warner.
Bemerkenswert an „King For A Day“, das wie „Album ...“ als Doppel-CD mit reichlich Bonus-Songs erscheint, ist das Artwork von Erik Drooker, der seinerzeit auch für ... BUT ALIVE arbeitete.
Der Werkkanon von FAITH NO MORE ist mit diesen Neuauflagen nun in komplett runderneuerter Form verfügbar. Wen es nicht zum (Original-)Vinyl zieht und wer die alten Platten/CDs nicht längst im Regal stehen hat, der bekommt hier die Rundumbedienung.
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