Gleich drei Releases sind von FTF in den letzten Wochen erschienen, und ich fange mal mit der Split-EP mit den DROPKICK MURPHYS an. Nun, solche Split-Releases scheinen in den letzten Monaten ja in Mode gekommen sein, man denke nur an die Veröffentlichungen auf BYO, Jade Tree und eben jetzt auch Vagrant.
Was mir an dieser EP wirklich aufstößt ist das brothohle Info von Vagrant - einem Label, das auch in komisch patriotischer Anwandlung zigtausende Dollar für die New Yorker Feuerwehrleute gesammelt hat -, in dem doch ernsthaft geschrieben steht, bei den Songs hier handle es sich um „anti-war punk anthems“, aber man möge doch bitte beachten, dass „anti-war“ nicht gleich „anti-America“ sei.
Äh, hallo????!!!!??? Geht’s noch? Danke für den Hinweis... Man darf also durchaus gegen den Krieg sein und wird nicht gleich als anti-amerikanisch abgekanzelt, schön! FACE TO FACE legen los, „Fight or flight“ ist ein eigener Song, „Road of the righteous“ von den DROPKICK MURPHYS und „Wasted life“ natürlich von STIFF LITTLE FINGERS.
Dann die Bostoner, die mit „The dirty glass“ loslegen, bei dem leider eine Dame ihre quäkige Stimme im Duett erheben darf - naja, nicht so toll, muss ich sagen. „Fortunate son“ ist im Original von CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL (und besser), und „Guitar salute“ von PRESS.
Ein bisschen zwiespältig, das Ganze, aber unterm Strich durchaus kurzweilig und für Fans beider Bands durchaus das Geld wert. Joachim Hiller „How To Ruin Everything“ ist das siebte Album der Südkalifornier, und nachdem man, vom Debüt mal abgesehen, immer mit den Problemen eines Majordeals zu kämpfen hatte, ist die Band mit dem auch nicht mehr ganz so unabhängigen Indie Vagrant im Rücken guter Dinge, es mal etwas einfacher zu haben.
War schon das letzte Album „Reactionary“ eine ziemliche Offenbarung, enttäuscht auch der neue Longplayer nicht eine Sekunde lang. Wo so viele andere Punkbands über die Jahre durch falsch verstandene „Weiterentwicklung“ und immer größere und tollere Produzenten den Blick für’s Wesentliche verloren haben, sind FACE TO FACE konsequent geblieben: ihr melodischer, aber immer bissiger California-Punkrock variiert das altbekannte Schema immer wieder neu und frisch, und die 15 Songs auf „How To Ruin Everything“ laufen einfach am Stück durch und runter und rein und machen verdammt viel Spaß.
In den besten Momenten erinnern sie mich dabei an die göttlichen NAKED RAYGUN, aber auch die STIFF LITTLE FINGERS haben ihre Spuren hinterlassen, und in Kombination mit klassischem kalifornisch-melodischem Punkrock wird hier rein gar nichts ruiniert.
Mein persönlicher kleiner Hit ist „Shoot The Moon“ mit einem ganz guten Text, der die Entwicklung der Band ganz gut auf den Punkt bringt. Meine Sommerplatte des Jahres: Autofenster runter, Musik auf 10 und ab.
Joachim Hiller Bei „Everything Is Everything“ handelt es sich um eine CD mit Bonus-DVD, die speziell für den europäischen Markt und in Zusammenarbeit mit Vagrant von Kung Fu Records veröffentlicht wurde.
Da FACE TO FACE nach ihrem Debüt „Don’t Turn Away“ auf Dr. Strange wohl nur noch Pech hatten mit ihren Labels (vor allem Major-Probleme, die darin resultierten, dass die Scheiben in Europa nie so recht zu haben waren), gibt’s auf der CD insgesamt 24 Songs von den bis zum neuen Album „How To Ruin Everything“ erschienen sechs Studioalben sowie dem Live-Album.
Eine feine Best Of-Zusammenstellung, die den Weg der kalifornischen Punkrocker über die letzten beinahe zehn Jahre nachvollziehen lässt. Auf der Bonus-DVD mit einer Spielzeit von rund einer Stunde findet sich dann neben vier Videos noch eine Doku über FACE TO FACE, mit Interviews mit allen Bandmitgliedern, Aufnahmen von den Touren und Liveshows.
Eine feine Sache, professionell gemacht.
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