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VIAGRA BOYS

Welfare Jazz

Aushängeschild der VIAGRA BOYS ist Sebastian Murphy, der im Alter von 17 Jahren von San Francisco nach Stockholm übergesiedelt ist. Murphy ist die Stimme und das Gesicht der Band. Sein Nihilismus prägt die spektakulären Videos der Band, wenn er völlig besoffen durch die Innenstadt von Stockholm stolpert oder einen absolutistischen König in Jogginghose mimt. Ins Rampenlicht geriet der schwarze Humor der VIAGRA BOYS zum ersten Mal mit dem Debütalbum „Street Worms“ vor zweieinhalb Jahren. Hypnotischer Post-Punk mit dem schwer tätowierten Suffkopf am Mikrofon. Ein exotischer Sound aus Stockholm, wo sonst Retro-Rock- und Punkbands regieren. Die meisten Mitglieder der VIAGRA BOYS waren selbst in Hardcore- und Punkbands wie LES BIG BYRD, PIG EYES und NITAD unterwegs, bevor sie sich jenseits aller Szenen und Genres ein eigenes Nest bauten. Mit ihrem zweiten Album „Welfare Jazz“ werden die Stockholmer noch elektronischer als bisher. Charakteristisch sind das Saxophon von Oskar Carls und die schrägen Synthies von Martin Ehrencrona. Die Texte sind wie eine Art Tagebuch von Sänger Sebastian Murphy, der als Tätowierer arbeitet und lange ein massives Alkohol- und Drogenproblem hatte. „Als wir diese Songs schrieben, hatte ich gerade eine lange Beziehung hinter mir, nahm jeden Tag Drogen und benahm mich wie ein Arschloch“, sagt er. „Als ich merkte, wie unausstehlich ich war, war es zu spät.“ Murphy muss sich auf „Welfare Jazz“ selbst eingestehen, dass sein Lebensstil in eine Sackgasse geführt hat. Produzenten hatten die Schweden für ihr zweites Album jede Menge. Den Löwenanteil erledigten Daniel Fagerström und Pelle Gunnerfeldt (THE HIVES, REFUSED). Es gab aber auch Sessions mit Matt Sweeney (PROBOT, TURBONEGRO) in den berühmten Electric Lady Studios in New York oder mit Justin und Jeremiah Raisen (Kim Gordon, Ariel Pink). Das Ergebnis: mindestens eine Handvoll Indie-Hits wie „Ain’t nice“ oder „Creatures“, die locker jeden Dancefloor fluten können. Mit dem John Prine-Cover „In spite of ourselves“ gibt es aber auch ein schräges Country-Duett mit Amy Taylor von AMYL & THE SNIFFERS. Der rote Faden auf dem Album ist der schwarze Humor in Form einer dunklen Wolke, die über dem Kopf von Sebastian Murphy schwebt und auf Kommando abregnet, wie in einem Zeichentrickfilm von „Looney Tunes“. Wenn er über die große Anziehungskraft von Amphetamin singt oder in „Boys & girls“ über Geschlechterrollen philosophiert. Vorausgegangen ist dem Album übrigens die EP „Common Sense“, die im April 2020 erschienen ist. Mitten in der ersten Corona-Welle. Diese vier Songs haben eine enge Verbindung zu „Welfare Jazz“, sagt Bassist Henrik Höckert. Ein Album, das mindestens so gut ist wie das hochgelobte Debütalbum „Street Worms“.