Drei Jahre ließen sie sich Zeit. Drei verfickte lange Jahre. Man musste schon das schlimmste befürchten, vor allem als Bassist Jamie im Sommer 2003 die Band verließ. "Up In Them Guts" wurde dreimal verschoben, PLANES MISTAKEN FOR STARS standen kurz vor dem Aus.
Es wäre ein unwürdiges Ende gewesen. Trotz des fantastischen "Fuck With Fire"-Albums wurden sie von vielen unterschätzt oder schlichtweg nicht verstanden. Und jetzt das: Ein Wiederauferstehen wie Phönix aus der Asche, mit einem Album, das selbst den Vorgänger in den Schatten stellt.
PMFS übertreffen jede Erwartung, machen wieder alles anders und bleiben sich dennoch treu. Regierte auf dem letzten Album ausschließlich der schnelle Knüppel, so lassen sie es diesmal etwas langsamer angehen, beginnen mit einem Akustik-Stück.
NEUROSIS machten mal eine ähnliche Entwicklung durch, zeigten, dass leisere Töne nicht automatisch weniger aggressiv, weniger leidenschaftlich klingen müssen. PMFS sind immer noch verdammt krass, selbst für geübte Ohren.
Mit "Up In Them Guts" wollen sie polarisieren, das Hässliche dem Schönen gegenüberstellen, zeigen, dass das eine ohne das andere nicht existieren kann. Dieses Konzept geht voll auf, zieht sich durch das ganze Album.
Wunderschöne akustische Elemente werden in wenigen Takten durch einen wilden Crust-Part zerhackt, unkontrolliertes arhythmisches Gefrickel mündet in wunderschöne, klar strukturierte Gitarrenharmonien.
Das Cello-Intro zu "Spring divorce" ist einfach nur herzergreifend, genauso wie ein weiterer Akustik-Track, "No prize fighter". "Pigs" ist ein wütender Zwei-Minuten-Bastard in bester Screamo-Manier.
Der letzte Song "Last winter dance party" auch, solange, bis eine zuckersüße Frauenstimme einsetzt, die ihren Part immer noch weitersingt, als die Band schon längst ihr ganzes Equipment - wahrscheinlich im wahrsten Sinne des Wortes - kaputtgedroschen hat.
Aber trotz aller Melancholie, trotz der Wut und Verzweiflung, die "Up In Them Guts" wie einen roten Faden durchzieht, so ist doch immer ein Augenzwinkern mit im Spiel. Sicher ist man sich seiner Sache beim Hören des Albums nie, noch nach hundert Durchläufen wird man Neues entdecken.
Wirklich konstant ist nur der warme, wieder ganz spezielle und bewusst kaputt gehaltene Sound der Platte. Gared glaubt, dass die Popkids sie dafür hassen werden. Sollen sie doch. "Up In Them Guts" ist kein Pop, "Up In Them Guts" ist eine Offenbarung.
(46:32) (10/10)
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