Leider hat Bridge 9 mit dieser Werkschau der in der zweiten Hälfte der Achtziger aktiven Band um Frontmann und Gitarrist Richie Birkenhead keinen guten Job gemacht. Denn mal ehrlich, wer erinnert sich noch an UNDERDOG und INTO ANOTHER und kann irgendwas zur Geschichte dieser Bands erzählen? Da hätte es sich angeboten, im Booklet nicht nur die Texte (immerhin!) mit kurzen Kommentaren abzudrucken, sondern auch eine Band-History nebst diskografischer Angaben.
So ist „Matchless“ die 26 Songs umfassende Dokumentation des Vermächtnisses einer Band, die lange vergessen war, obwohl sie musikalisch doch relevant war und mit „Vanishing Point“ Ende der Achtziger ein Album veröffentlichten, das damals auch in Deutschland auf großes Interesse stieß.
Kreativer Kopf der Band, die sich von anderen New Yorker Zeitgenossen durch ihre Vorliebe fürs Skaten unterschied, war Richie Birkenhead, der zur Zeit der Aufnahmen von YOUTH OF TODAYs „Break Down The Walls“ auch als deren zweiter Gitarrist agierte.
Nach der dem Release folgenden Tour stieg er aber bald wieder aus, um sich auf UNDERDOG zu konzentrieren. Die pflegten einen erkennbar anderen Stil: düsterer, langsamer, klar von den BAD BRAINS beeinflusst, inklusive Versuche des Spiels mit Reggae-Elementen, aber auch – gerade was das „Vanishing Point“-Album und dessen Aufnahme im Winter 1988 mit Don Fury betrifft – sehr hardrockigen Elementen, was auch wieder den Rückgriff auf die BAD BRAINS und deren Alben „I Against I“ und „Quickness“ bedeutete.
Sowieso war man seinerzeit in Europa etwas verwirrt, was da aus den USA aus dem (Ex-)Hardcore-Lager so zu hören war: UNIFORM CHOICE, CRO-MAGS, BAD BRAINS, SUPERTOUCH, UNDERDOG – irgendwie war das nicht mehr der hektische Hardcore-Sound, den man schätzte und hören wollte.
Seltsam auch die Produktion von „Vanishing Point“: irgendwie hallig und blechern, trotz Don Fury – was wollten uns Band und Produzent damit sagen? Hinterher war man dann klüger, denn UNDERDOG waren bald nach dem Album-Release 1989 Geschichte und Birkenhead hatte mit INTO ANOTHER ab 1990 seine in den nächsten Jahren leidlich erfolgreiche Rock-Band am Start, die freilich heute auch längst vergessen ist.
„Matchless“ ist ein weiterer Puzzlestück, um das Bild des NYHC der Achtziger zu vervollständigen, allerdings kein essentieller Release jener Zeit.
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