TURBOSTAAT

Das Island Manöver

Eine neue TURBOSTAAT-Platte ist wie ein ... Na, wie was denn? Zumindest keine Anbiederung an bräsigen Indie-Quatsch, der dem Erfolgsdruck des Majorlabels folgen will. Sieht so aus, als könnten die Flensburger weiterhin gut mit dem großen Vertragspartner umgehen.

„Das Island Manøver“ legt auf alle Fälle eindrucksvoll los. Der Opener „Kussmaul“ baut eine massive dunkle Unwetterwand aus Gitarren-Noise auf, die sich brachial im Laufe des Songs bricht.

Was danach kommt, kennt man von TURBOSTAAT, und doch gibt es diese kleinen Veränderungen, die sich nach und nach herauskristallisieren. Der Elektro-Beat von „Fünfwürstchengriff“. Das ausgedehnte Intro vom Titelsong.

„Urlaub auf Fuhrferden“ mit diesem wahnsinnig guten Refrain, mit dem man sich irgendwann guten Gewissens von dieser Welt verabschieden könnte Die erste Single, „Pennen bei Gluffke“, ist musikalisch und textlich nicht der gefälligste Song und gerade deshalb ein Prachtstück, auch wegen des großartigen Videos.

Ich war nie der Die-hard-TURBOSTAAT-Fan, aber jetzt haben sie mich. Diese Platte läuft seit Wochen immer wieder durch mein Leben. Beabsichtigt war das nicht, aber auch nicht zu ändern. Abschließende Manöverkritik: Natürlich machen TURBOSTAAT immer noch diese Dinge, die sie schon immer so gut beherrschten, also die kleinen verzweifelten, melancholischen Gemütszustände in eine unkitschige derbe Schale verpacken.

Rauh, stürmisch, manchmal wortkarg, aber nie peinlich. Dafür ausgereifter und durchdachter als früher. „Früher hätte es das nicht gegeben“ geht mir durch den Kopf. Aber zum Glück jetzt. Danke nach Flensburg.