SWANS

The Seer

2010 erschien mit „My Father Will Guide Me Up A Rope To The Sky“ das elfte Studioalbum vom Michael Giras musikalischem Alter Ego SWANS. 1996 war mit „Soundtracks For The Blind“ das, so schien es lange Zeit, letzte Album der 1982 im New York der ausgehende No Wave-Ära gegründeten Formation erschienen, deren Kennzeichen neben einem eigenwilligen, komplexen Klangkosmos immer auch ein wechselndes Line-up war, dessen Konstante Gira und bis zur Auflösung 1997 auch dessen langjährige Partnerin Jarboe war.

Anfang 2010 dann mehrten sich Hinweise auf neue SWANS-Aktivitäten, das „My Father ...“-Album erschien (auf Giras Young God-Label), es gab Liveaktivitäten, ein Livealbum, und nun mit „The Seer“ das zwölfte Album, eingespielt teils in Berlin, teils in New York.

„The Seer took 30 years to make. It’s the culmination of every previous Swans album as well as any other music I’ver ever made, been involved in or imagined.“ kommentiert Gira das Werk, das für ihn also wohl sein „opus maximus“ ist.

Wenn man SWANS in letzter Zeit mal live gesehen hat, hat man sie als unglaublich laute Band erlebt, und im Vergleich dazu ist „The Seer“ überraschend ruhig und bedächtig. Von Rockmusik im klassischen Sinne kann sowieso nicht gesprochen worden, alles fließt und schwebt und wabert, ist das noch Geräusch oder schon Musik? Die erste der beiden CDs (im Vinylformat sind es drei Zwölfzoller) ist dabei die zugänglichere, einfachere, während die zweite ziemlich widerspenstig wirkt.

Leicht gemacht haben es die SWANS einem aber sowieso noch nie. Zugang zu dieser Welt findet man schwer, die Kenntnis britischer Industrialplatten aus den Achtzigern hilft. Ein ziemlicher Trip, dieses Album, aber ein guter.