Ich war misstrauisch und gespannt zugleich, hatte ich doch das Konzert der NEW YORK DOLLS letztes Jahr in der Royal Festival Hall in London nicht selbst miterleben können. Was kann eine Band, die es seit 30 Jahren nicht mehr gab, live noch reißen? Und siehe da, sie kann einiges reißen.
Unterstützt von Gary Powell von den LIBERTINES am Schlagzeug, Steve Conte an der zweiten Gitarre und Brian Koonin am Keyboard gaben Frontmann David Johansen, Gitarrist Sylvain Sylvain und Basser Arthur Kane doch ein erstaunliches Konzert.
Natürlich, es ist immer wieder erschreckend (um es polemisch auszudrücken), was für eine lahme Rockband die NEW YORK DOLLS doch einst waren, in den Zeiten vor der offiziellen Geburt des Punkrock, als sie mit STOOGES, MC 5 und DEAD BOYS den Boden bereiteten für das, was da kommen sollte.
Natürlich, damals war das ein neuer, aggressiver Sound, doch ist der später so vielfach weiterentwickelt und verschärft worden, dass die Originale demgegenüber beinahe schlaff wirken. Eine ketzerische Feststellung, sicher, aber so ist es eben, Revolutionen fressen ihre Kinder und es bedarf schon eines gewissen musikhistorischen Blicks auf so eine Band (und so eine DVD), um die Wichtigkeit und Genialität einer Band wie der NEW YORK DOLLS im Nachhinein noch zu erkennen.
Auf Anhieb funktioniert das auch hier nicht, die ersten Songs schleppen sich etwas dahin, und erst mit "Lonely planet boy" und dann "Vietnamese baby", "Pills" und schließlich "Trash", "Jet boy" und natürlich "Personality crisis" zündet etwas, kann man erahnen, wie revolutionär diese Band, die ja Malcolm McLaren als Vorbild für die SEX PISTOLS diente, doch einst war.
Hat man bis zum Schluss durchgehalten, hat man ein seeliges Lächeln im Gesicht, ist diese Live-DVD beinahe, als wäre man selbst dabei gewesen, und allein die Tatsache, dass Arthur Kane nur kurz nach dem Auftritt 55jährig an Leukämie verstarb, trübt das Vergnügen.
Die üblichen DVD-Boni dürfen natürlich nicht fehlen: Interviews, Fotos. etc.
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