Eines verstehe ich nicht: In Zeiten, da in den USA bereits HDTV weit verbreitet ist, werden noch DVDs produziert, die gerade mal NTSC-Qualität haben? Auch diese DVD ist so eine, und in Vollbild via Computer geschaut, ist die Qualität nicht mal gewohnter (europäischer) TV-Standard.
Doch das soll meine einzige Kritik an dieser Produktion sein, die Pflichtstoff ist für jeden, der sich als Dolls-Fan bezeichnet - ob nun seit Jahren oder erst seit das Interesse durch das neue Album geweckt wurde.
Den Hauptbestandteil der DVD macht eine Dokumentation aus, die der Fotograf Bob Gruen und seine Gattin Nadya Beck erst kürzlich geschnitten hatten. Gruen und Beck hatten sich Anfang der Siebziger einen portablen Videorecorder nebst Kamera angeschafft (und die Dinger waren nicht nur schwer und groß, sondern auch verdammt teuer), und irgendwie kamen die beiden in Kontakt mit den NEW YORK DOLLS zu Beginn ihrer Karriere, Gruen erkannte, dass die Band etwas Besonderes ist, und begann zu filmen.
40 Stunden Videomaterial entstanden so in den nächsten Monaten und Jahren, Livemitschnitte wie Interviews wie einfache Alltagsszenen. Aus diesem Material, dessen Qualität erstaunlich gut ist (sogar der Ton), wurde schließlich diese Doku zusammengeschnitten, das Porträt einer außergewöhnlichen Band, die hier immer wieder musikalisch begeistert, und allein die Interview-Sequenzen, wo man die Band in ihrer ganzen Pracht zu sehen bekommt, ihren exquisiten Kleidungsstil begutachten kann, sind Gold wert.
Die NEW YORK DOLLS waren anders als die SEX PISTOLS keine kleinen Asis, sondern coole, selbstbewusste Typen, die zudem auch noch richtig gut aussahen, das macht diese Doku klar. Ergänzt wird sie um ein langes Interview, das der DICTATORS-Boss Handsome Dick Manitoba in seiner New Yorker Bar mit Bob Gruen führte (siehe dazu Sylvains Statement zu Manitoba im Ox-Interview ...), dazu gibt es eine Galerie mit Gruens Fotos, und noch spaßiger wird die Doku, wenn man sie sich mit wahlweise Bobs und Sylvains Kommentar oder dem von David Johansen anschaut.
Dazu kommt noch ein dickes Booklet mit reichlich Gruen-Fotos nebst dessen Linernotes, und fertig ist eine ganz vorzügliche Doku, die visuelle Entsprechung zu Nina Antonias Buch "Too Much Too Soon".
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