Seltsame Sache, "Long Division", das zweite Album dieser Band aus Minnesota von 1995, wurde von mir damals als fürchterlich langweilig abgestraft. Wesentlich besser erging es dann 2001 "Things We Lost In The Fire".
Die Referenzen veränderten sich allerdings nicht: CODEINE, GALAXIE 500, SEAM und vielleicht noch eine Spur YO LA TENGO. Und fertig war eine weitere Inkarnation eines gefühlvollen, melodischen "Slowcore"-Sounds, der dramatisch und hypnotisch war und, na ja, wahrscheinlich auch in den Ohren mancher Leute schlichtweg langweilig.
Sollte aus dem hässlichen Entlein innerhalb von ein paar Jahren tatsächlich ein wunderschöner Schwan geworden sein - eine sehr schöne EP zusammen mit THE DIRTY THREE hatten sie auch noch aufgenommen -, dann ist "The Great Destroyer" der deutliche Beweis dafür.
Gegen diese Platte verblasst auch das letzte Werk des GALAXIE 500-Nachfolgers LUNA, ebenso wie die immer lascher werdenden YO LA TENGO, denn LOW sind hier trotz ihres unüberhörbaren Sinns für hübsche Melodien eher eine erstaunlich scharfkantige, überraschende und recht experimentelle Rockband.
Nachdem sie auf der besagten EP mit DIRTY THREE elegant "Down by the river" von Neil Young coverten, gibt es hier mit "On the edge of" eine überdeutliche Hommage an den Meister. Und bei "Step" paaren sich dann glückselige NEW ORDER-Refrains mit krachigem Gitarrenfeedback, was irgendwie noch eigenartiger klingt.
Lässt man diese postmoderne Aneignung fremden Gedankenguts mal außer Acht, präsentiert sich traditioneller Indierock mit "The Great Destroyer" in allerbester Verfassung und Fans von rockigen Hymnen in direkter Neil Young-Nähe, wie etwa "When I go deaf", werden diese Platte ganz besonders zu schätzen wissen.
Vor allem klingen LOW nicht wie von ein paar Kunststudenten ausgedacht, sondern noch wie eine organisch gewachsene, authentische Band, die ihre Wurzeln im amerikanischen Folkrock hat. (8)
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