ROSE TATTOO

Pain CD

Im Sommer letzen Jahres hatte ich das große Glück, innerhalb von nur drei Tagen sowohl eine Club-Show von ROSE TATTOO als auch einen Stadionauftritt von AC/DC zu sehen. Nun sind AC/DC beileibe nicht die schlechteste Live-Band, aber im direkten Vergleich hätten die Mannen um Angus Young glatt einpacken können, denn ich habe selten zuvor eine Band erlebt, die auf einer Bühne so dermaßen geschuftet hat - und das im wahrsten Sinne des Wortes - bis zum Umfallen, wie ROSE TATTOO.

Keine Ahnung, wie lange die Band nach ihren Auftritten mittlerweile unters Sauerstoffzelt muss, aber das war jedenfalls eine äußerst beeindruckende Performance. Dabei liegen die Parallelen zu AC/DC in der Geschichte von ROSE TATTOO durchaus auf der Hand, denn beide Bands sind nicht nur aus Australien, sondern begannen ihre Karriere auch etwa zeitgleich.

Musikalisch in den Anlagen durchaus vergleichbar, wählten ROSE TATTO jedoch den Weg aus Blut, Schweiß, Tränen und Straße, während sich ihre Kollegen einen bequemen Platz im Rockstar-Establishment sicherten.

Mit ihrem selbstbetitelten Debüt von 1978 haben ROSE TATTOO sicherlich eines der besten Rockalben aller Zeiten veröffentlicht und danach mit "Assault & Battery" und "Scarred For Life" noch zwei hervorragende Platten nachgelegt, bis sie mit dem mittelmäßigen "Southern Stars" in der Versenkung verschwanden.

Gut 18 Jahre musste man auf ein neues Studio-Album der Herren um Pete Wells und Angry Anderson warten und was sich im Rahmen der Live-Shows schon andeutete, wird hiermit offiziell bestätigt.

ROSE TATTOO sind eindrucksvoll zurückgekehrt mit einem Album, das sicherlich keinen ihrer alten Fans wirklich enttäuschen wird. Sieht man einmal davon ab, dass die Produktion ein wenig an aktuelle Hörgewohnheiten angepaßt wurde, fühlt man sich bei "Pain" zu jeder Zeit um gut zwanzig Jahre zurückversetzt.

Pete Wells ist immer noch ein Meister an der Slide Guitar, Angry Anderson ist "angry" wie eh und je und aus jedem Song quillt der Gestank von schummrigen Pubs, staubigen Straßen, üblen Schlägereien und Selbstzerwürfnissen.

Schnörkelloser Street-Rock'n'Roll, der seine Wurzeln im Blues nicht verleugnet und das in Perfektion. Keine Beschönigungen, kein Hochglanz, sondern rauhe Wirklichkeit. Schluss mit Kaspermucke.

Genau! (56:38) (8/10)