Da ist er wieder: dieser hibbelige Post-Punk aus Mittelfranken, den wir so vermisst haben. Energisch, stürmisch, leicht krautig. Irgendwo zwischen Bin-spät-dran, Muss-ich-schnell-noch-machen und Koffein-Überdosis. Schlappe 15 Jahre hat das letzte Album „Blunders And Mistakes“ schon auf dem Buckel. Nach 800 Shows in Europa, USA, Russland oder Japan kam die große Pause. Vorher war die Band aus Hersbruck bei Nürnberg eine heiße Nummer im Post-Punk-Game. Insgesamt fünf Alben veröffentlichten sie über Labels wie L’age D’or, Epitaph und Anti- und mit Swing Deluxe Records hatten sie sogar ein eigenes Label. Vor allem mit „Living With Other People“ (2003) und „They Think They Are The Robocop Kraus“ (2005) haben THE ROBOCOP KRAUS ihren eigenen Trademark-Sound entwickelt. Und nicht nur das: In der 12.000-Einwohner-Kleinstadt gründete sich in der Folge eine ganze Reihe von Bands, die ähnlich klangen, Hersbrucker Schule genannt: THE AUDIENCE, YUCCA, BIRD BERLIN oder THE PLANE IS ON FIRE. Aber so erfolgreich wie THE ROBOCOP KRAUS war keine von ihnen. Jetzt gibt es tatsächlich 13 brandneue Tracks unserer hibbeligen Helden. Und zwar fast in Originalbesetzung plus ein zusätzlicher Drummer. „Wir haben gleich gesagt: Wenn wir wieder starten, dann richtig und nicht nur ein Konzert auf einem runden Geburtstag oder so“, sagt Schlagzeuger Johannes Uschalt. Neben klirrenden Gitarren, gibt’s quakende und fiepende Keyboards und die ölige Stimme von Sänger Thomas Lang, der streckenweise klingt wie Damon Albarn von BLUR. 13 Songs, die Euphorie und Aufbruchsstimmung versprühen. Ein bisschen Kraut, Pop und Disko ist auch dabei. Als ob sie nie weg gewesen wären. Mit ihrem Sound haben die sechs Mittelfranken die Enge der Provinz schon lange hinter sich gelassen. Ich ordne das „Allmächd-Sextett“ neben Bands wie TALKING HEADS, FRANZ FERDINAND oder THE RAPTURE ein. Urban, lässig, zeitgemäß. Die Texte sind durchaus kurios. Es gibt einen Song über die britische Extreme-Metal-Band CRADLE OF FILTH, die von einem Erlebnis in einem Nachtzug von Moskau nach St. Petersburg erzählt. Es gibt einen Song über das New Yorker Punkrock-Kollektiv THE WORLD/INFERNO FRIENDSHIP SOCIETY, eine Band, mit der die Robos in den Nuller Jahren in Europa und USA auf Tour waren und deren Sänger Peter „Jack Terricloth“ Ventantonio 2022 gestorben ist. Und es gibt den vielleicht stärksten Song auf dem Album: „Innocent fun“, eine Coming-of-Age-Geschichte im euphorischen Powerpop-Glitzeranzug. Ein eindeutiger Hit-Kandidat für mich, neben „Under control“. „Why Robocop Kraus Became The Love Of My Life“ hieß die Raritäten-Kompilation, die die Band erst vergangenes Jahr veröffentlicht hat. So langsam merke ich es auch.
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