Für jede Menge Leute ist Tom Waits eine Kultfigur und einer der wichtigsten amerikanischen Musiker der Neuzeit, aber das ist Ansichtssache. Und über seine Auftritte im Bereich Film kann man sicher auch streiten.
Seine beiden besten Alben "Swordfishtrombones" und "Rain Dogs" habe ich dann auch noch im Schrank stehen, ebenso wie "Mule Variations", sein sehr gutes Debüt auf Anti. Was Waits nach wie vor unverkennbar macht, ist sein Nicht-Gesang, der ähnlich wie der von Don Van Vliet - den ich aber ehrlich gesagt vorziehe - mehr nach einem geprügelten Straßenköter klingt, ein Markenzeichen, das seine Platten aber auch oft sehr anstrengend werden lässt.
Auf "Real Gone" zeigt sich Waits von einer eher traditionellen Seite, mit knarzigen, kargen Bluesnummern, die allerdings durch einen verspielten Umgang mit Percussion-Rhythmen auffallen und eher aus Lateinamerika oder Afrika zu stammen scheinen, was durchaus an seinen Klassiker "Swordfishtrombones" erinnert.
Wobei Waits dabei nach wie vor sehr künstlich bzw. gekünstelt klingt, und Authentizität hier nur in konstruierter Form vorzuherrschen scheint. Waits schwankt auf "Real Gone" zwischen sehr brillanten Momenten - wie beim zehnminütigen "Sins of my father" - und behäbiger, langweiliger Altherrenmusik, die mehr dazu gemacht scheint, die Herren vom Rolling Stone, Stereoplay oder Musikexpress zu beschäftigen, ähnlich wie das, was Lou Reed in den letzten Jahren so fabriziert hat - eben eine Wiederholung dessen, was man bereits kennt oder schon besser gehört hat.
Wer Tom Waits generell hasst, wird auch durch diese Platte nicht gerade zum Fan, auch wenn sie durchaus ihre entspannten, atmosphärischen Momente besitzt, in denen Waits tatsächlich so hypnotisch und unheimlich klingt, wie man es in der Regel von ihm erwartet.
Aber es ist sicher auch legitim, das auch etwas langweilig zu finden. (06/10)
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