DEUS

Pocket Revolution CD

Wie lange ist das her? Sechs volle Jahre. 1999, als "The Ideal Crash" erschien und sich alle Plattenkritiker in einig Lobgesang überschlugen. Wohlverdient, denn "Ideal Crash" machte da weiter, wo drei Jahre zuvor "In A Bar Under The Sea" aufgehört hatte und womit meine Liebesgeschichte begann.

Damit es nicht zu Missverständnissen kommt. Natürlich weiß ich, dass vor "In A Bar ..." bereits zwei weitere Alben erschienen sind, aber damals war ich noch nicht soweit. Erneut nahtlos geht es nun mit "Pocket Revolution" weiter.

Gut Ding will bekanntlich Weile haben, auch wenn sich scheinbar in musikalischer Hinsicht nichts verändert hat. Das ist aber gut so, denn steigern konnte man die beiden Vorläufer nicht, es galt einfach, das gleiche Niveau zu halten, und das ist mehr als gelungen.

DEUS sind für mich die absoluten Meister der Hinhaltetaktik. Damit meine ich weniger die Tatsache, dass man als Fan eine halbe Ewigkeit auf neues Material warten musste, "No More Loud Music" von 2001 zählte nicht, weil es ein Singlealbum war, sondern die unglaubliche Art, wie DEUS einen Song spielen.

Die langsame Steigerung, bis zur Perfektion ausgereizt, "Bad timing", ein Stück wie ein hervorragender, beide Seiten befriedigender Liebesakt. Jeden Moment, nein, noch einen Augenblick, jetzt, warte, da, halt, los, langsam und Action! Wie kann man es nur jedes Mal so auf den Punkt bringen? Ein DEUS-Song steigert meine innere Unruhe bis zur Explosionskurve und ich bleibe mit offenem Mund verharrend auf der Stelle, in dem Moment wo es endlich losbricht, weil keine Bewegung oder Reaktion stark genug wäre, um da mithalten zu können.

Dabei war das gerade mal der erste Song. "7 days - 7 weeks" ist die logische Singleauskopplung, einer der ruhigeren Songs des Albums und liebäugelt am ehesten mit der leicht kommerziellen Ecke.

Das wird aber mit "Start stop nature" sofort wieder vergessen gemacht, ein Song, der, ähnlich wie früher "Theme from Turnpike", wie ein imaginärer Soundtrack wirkt, der sich jedoch für seine Attacken nicht die Zeit nimmt, sondern gerne unvermittelter zustößt.

Zwei Songs später eine weiterer Hit für die Ewigkeit. "What we talked about", der seine Gitarren gezielt monoton einsetzt und damit schon nahezu technoide Erinnerungen weckt. Mein persönlicher Anspieltipp für die Autofahrt, so laut, dass die Windschutzscheibe vibriert.

Die Ausgewogenheit zwischen Gitarrenattacken, bedächtigen Songstrukturen und ausgefeilten Melodien durchzieht das gesamte Album. Tom Barman und seine Mannen sind einfach Genies, auch wenn es mir zu denken gibt, dass eine der größten Bands der Welt aus Belgien kommt.

(61:11) (10)