Warum ausgerechnet ich, der die erste BLUMFELD-Platte "Ich-Maschine" damals entnervt verkauft hat und die zweite "L´état Et Moi" völlig ignoriert hat, Jochen Distelmeyers neuesten Ergüsse rezensieren muß, ist mir schleierhaft.
Egal, denn das Ganze hat eh nicht mehr allzuviel mit den beiden Vorgängern zu tun. Nach einer Art Intro in Gedichtform hat man zuerst den Eindruck, als ob die MÜNCHNER FREIHEIT plötzlich Schlager auf etwas höherem Niveau produzieren würde, und auch die restliche Platte durchzieht ein seltsamer Umgang mit deutschem Liedgut, immer haarscharf an Schlager und Kitsch entlangschrammend.
BLUMFELD haben mit "Old Nobody" etwas Neues versucht bzw. versuchen müssen, um endlich den Hamburger Schule-Mief abzuschütteln, für den sie unter anderem selber verantwortlich sind. Daß die Platte durchaus Charme besitzt, liegt wohl besonders daran, daß Distelmeyer kein Vollidiot ist und hier sehr bewußt mit krassen Gegensätzen und einem strammen Konzept arbeitet.
"Old Nobody" ist eine ziemlich aufwendig arrangierte Platte und deshalb schon handwerklich besser als die meisten anderen vergleichbaren Kapellen aus "good old Germany", trotzdem bin ich mir unsicher, ob ich diese mit reichlich theoretischem Ballast versehene Verarbeitung deutscher Bemühungen um eine originäre Musiklandschaft tatsächlich gut finden soll.
Allzu oft werde ich mir die Platte sicherlich nicht anhören, denn es gibt für mich momentan wirklich wichtigere Bands als BLUMFELD. Aber zumindest haben sie sich bemüht!
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