Ja, tatsächlich, eine LP, keine CD, da die Plattenfirma wohl die CD des neuen BLUMFELD-Albums irgendwie zurückhalten wollte. Nur ein netter Gimmick für die Journaille oder die Panik vor dem Internet, wer weiß ...
Allerdings keine Ahnung, ob man das später in dieser Form auch käuflich erwerben kann. Egal, wie schon die beiden Platten zuvor wird auch "Jenseits von Jedem" das BLUMFELD-Lager spalten und die alten Fans dazu animieren, über die guten alten Zeiten mit "Ich-Maschine" und "L'Etat et moi" zu lamentieren.
Das belastet mich nicht weiter, da ich BLUMFELD zu dieser Zeit eher mal für ein überbewertete Indie-Band aus Hamburg hielt, die zuviel SONIC YOUTH gehört hatte - und so ein toller Song ist "Verstärker" auch nicht.
Mit "Old Nobody" 1999 änderte sich dann alles, BLUMFELD waren eine Popband - wenn auch noch etwas künstlich wirkend - und bauten das mit der großartigen Platte "Testament der Angst" zwei Jahre später weiter aus - lyrische deutsche Texte untermalt von handwerklich perfektem Gitarrenpop.
Und "Jenseits von Jedem" ist in dieser Hinsicht ein weiterer Schritt nach vorn, denn selten gab so gute, ernst zunehmende Popmusik aus Deutschland, zumal BLUMFELD auch musikalisch immer besser werden.
Dabei haben sie durchaus nicht vergessen, wir man richtig rockt, auch wenn das immer mit Ausrichtung auf unheimlich tolle Melodien passiert. Und mit dem 14-minütigen Titelstück ist Distelmeyer ein verdammt großartiger Song gelungen, sicher einer seiner besten überhaupt.
Wer jetzt mault, das würde sich wie Reinhard Mey anhören oder MÜNCHNER FREIHEIT, hat dabei auch nicht kapiert, dass Distelmeyer auch bewusst mit solchen Elementen spielt. Aber zwischen dümmlicher Schlagermusik und BLUMFELD gibt es noch einen großen Unterschied, den man an der Art festmachen kann, wie Emotionalität über Text und Musik transportiert wird.
Übrigens die perfekte Platte für morgendliche Autofahrten, besser kann man einen Tag kaum beginnen, denn BLUMFELD haben wohl niemals positiver, als auf dieser Platte geklungen. (10/10)
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