STIFF LITTLE FINGERS

No Going Back

Eine Band nach dem zu beurteilen, was sie vor 30, 35 Jahren geleistet hat, einen aktuellen Release an längst zu Klassikern gereiften Alben zu messen, das kann nicht klappen. Schon gar nicht im Falle der 1977 in Belfast, Nordirland gegründeten STIFF LITTLE FINGERS, die mit „Inflammable Material“ (1979), „Nobody’s Heroes“ (1980), „Go For It“ (1981) Punk-Alben veröffentlicht haben, die bis heute nicht übertroffen wurden.

Vier Alben veröffentlichten SLF seit der Reunion 1987 in den Neunzigern, zuletzt erschien „Guitar And Drum“ (2003), und seitdem war Ruhe. Mit „No Going Back“ wurde 2014 in Eigenregie und with a little help from the crowd endlich ein neuer Longplayer veröffentlicht, und der ist gewöhnungsbedürftig.

Wem die Band live gefällt – und das waren in den letzten Jahren nicht wenige –, der dürfte auch Gefallen finden an dieser gut abgehangenen Rock-Scheibe. Mir fällt es schwer, angesichts dieses Albums die Verbindung zu Hits wie „Alternative Ulster“, „Tin soldiers“ oder „Suspect device“ herzustellen.

SLF haben sich längst von jener Musik gelöst, auch wenn sie die alten Stücke live locker aus dem Handgelenk schütteln. Ihre heutige Klangfarbe hat eher was von Springsteen und SOCIAL DISTORTION (ohne an jene ansatzweise heranzukommen), in „Don’t mind me“ wird mit Ska-Elementen gespielt, in „Guilty as sin“ mit irisch-folkigen Elementen, doch unterm Strich ist es eben zu keinem Moment mehr als eine solide Rockscheibe von alten Punks jenseits der fünfzig.

Mein Höhepunkt der Platte ist „My dark places“, für Sänger und Gitarrist Jake Burns wohl der wichtigste Song der Platte. Seiner Ansage nach zu schließen hatte er lange mit Depressionen zu kämpfen, diese überwunden – und macht mittels des Albumtitels „No Going Back“ klar, dass er nur noch nach vorne blickt.