Neben den UNDERTONES sind STIFF LITTLE FINGERS der erfolgreichste und bekannteste Punk-Export Nordirlands. 1977 in Belfast gegründet, veröffentlichten sie bis zur Auflösung 1983 vier Alben, die alle längst Klassikerstatus haben. Seit 1987 ist die Band wieder aktiv, wobei Frontmann Burns zeitweilig das einzig verbliebene Urmitglied war. Im Sommer 2014 erschien mit „No Going Back“ das erste neue Album seit elf Jahren. Ich sprach vor dem Konzert im Düsseldorfer zakk mit den beiden Gründungsmitgliedern Jake Burns (Gesang, Gitarre) und Ali McMordie (Bass, 1977-1991, seit 2006 wieder dabei).
Wie findet ihr „Good Vibrations“?
Jake: Also mir gefällt der Film, ich fand ihn interessant. Es ist eben Terris Geschichte, und vieles,was er erzählt, war mir vorher nicht bekannt.
Ali: Abgesehen davon enthält der Film durchaus auch noch ein bisschen Wahrheit, hahaha.
Jake: Hehe, also das Lustigste an dem Film ist der Teil, wo der Satz „Based on the true stories of Terri Hooley “ eingeblendet wird.
Ali: Das war jetzt ein Insider-Witz, denn Terri ist in Belfast als jemand bekannt, der sich beim Erzählen einer guten Geschichte nicht von der Wahrheit ablenken lässt. Abgesehen davon finde ich, dass die damaligen Ereignisse im Film recht genau wiedergegeben werden. Die haben sich schon sehr um Detailgenauigkeit gekümmert, und dadurch wirkt der Film ziemlich realistisch.
Aus deutscher Sicht vermittelt er sehr gut, wie beklemmend die Situation damals in Belfast gewesen sein muss. Was ist euch noch in Erinnerung geblieben?
Jake: Langeweile! Die Langeweile war das Schlimmste. Alle denken immer zuerst an die Gewalt auf den Straßen und Explosionen, dass die Menschen völlig verschreckt waren. Klar, wenn du direkt betroffen warst, war das beängstigend, aber ganz allgemein waren die Einschränkungen, unter denen man wegen dieser Ereignisse zu leiden hat, das Schlimmste. Das Stadtzentrum glich nach 18, 19 Uhr einer Geisterstadt, die Polizei riegelte alles ab. Wegen dieser Umstände kamen keine Bands auf Tour nach Belfast, es gab keine Konzerte, keine Unterhaltung – außer man nahm das selbst in die Hand, und deshalb ging das ja los mit unserer Band. Alle denken also immer, das Leben damals müsse total schrecklich gewesen sein, aber nein, das Schlimmste war die Langeweile.
Ali: In den Sechzigern gab es in der Innenstadt und dem Hafengebiet vierzig Pubs, Clubs und so, es gab eine gute Szene von Show-Bands, also Bands, die die aktuellen Hits nachspielten. Mitte der Siebziger waren dann vier Pubs und Clubs oder so übrig, und auch die haben nur gerade so überlebt. Niemand mehr ging abends noch aus, und was es an Ausgehmöglichkeiten noch gab, spielte sich im Underground ab. Und da kamen wir ins Spiel ...
Wie habt ihr denn unter diesen Bedingungen eure späten Teenagerjahre verbracht? In dem Alter will man doch raus, mit Freunden Spaß haben.
Jake: Ich habe Gitarrespielen gelernt. Wir trafen uns zuhause mit Freunden, sonst konnten wir nirgends hin.
Ali: Jeder brachte seine Lieblingsplatten mit, und wir versuchten dann unsere Freunde zu überzeugen, dass alte Bands wie DEEP PURPLE und BLACK SABBATH gegenüber dem, was sie als „Punk-Scheiß“ bezeichneten, rein gar nichts drauf hatten. Viele meiner Freunde waren eine Klasse über mir, etwas älter, die hielten Bands wie AMON DÜÜL und diese ganzen Krautrock-Bands für das Größte.
Wie hattet ihr denn Punk kennengelernt? Immerhin wart ihr ja nicht von der britischen Musikwelt abgeschnitten, es gab Fernsehen, Radio und die Musikpresse.
Jake: John Peel. Der war der einzige, der diese Platten gespielt hat. Da hörte man die Musik zuerst. Klar, die Magazine waren voll davon, aber man musste die Musik ja hören. Immerhin sah man an den Berichten auch schon, dass da irgendwas passierte.
Ali: Ich las den NME, New Musical Express. Der kam bei uns in Nordirland immer einen Tag später raus. Das war das einzige Blatt, in dem etwas über die Musik stand, die ich hören wollte. Ich erinnere mich noch, wie ich 1976 erstmals etwas von den SEX PISTOLS las und dachte, das sei eine Art von ganz besonders provokantem Kabarett. Und dann gab es natürlich die amerikanischen Bands, die RAMONES, die John Peel spielte – jeden Abend um zehn lief seine Show. Was anderes hatten wir nicht.
Und was hat euch dann angefixt an Punk?
Jake: Ali hat da zuerst Blut geleckt. Ich fand das zwar aufregend, aber hielt das für ein kurzzeitiges Phänomen, ich hielt das für Nichts von Dauer. Das Musikbusiness brauchte damals so was wie Punk, diese ganzen Bands, die das Geschäft bestimmten, waren so langweilig. Punk machte Musik wieder aufregend, aber ich dachte, das kommt schnell und geht auch schnell wieder. Wirklich überzeugt haben mich dann THE CLASH, denn die waren nicht nur darauf aus, die Leute zu schocken, sondern machten gute Texte und Aussagen, mit denen ich mich identifizieren konnte. Die sprachen das aus, was ich dachte. Und das war auch der Punkt, der uns ermutigte, denn wenn THE CLASH aus dem friedlichen London was hatten, über das sie sich beklagen mussten, dann hatten wir aus Belfast ja erst recht einen Grund! Das war mein Moment der „Erleuchtung“.
War Politik für euch ein Thema, bevor ihr die Band hattet?
Ali: Politik? Wir waren einfach nur angepisst!
Jake: Wenn man in Nordirland aufwuchs, war es unmöglich, keine politische Meinung zu haben. Politik war allgegenwärtig, war zentraler Teil des Alltags, ob einem das nun gefallen hat oder nicht. Und die Mehrheit der Leute hatte da eigentlich keine Lust drauf. Nordirland hat eine sehr interessante politische Landschaft: normalerweise stimmen Leute für eine Partei, für deren Programm, aber in Nordirland ging es immer nur darum, gegen etwas zu stimmen. Alles wurde von einer sehr negativen Attitüde bestimmt, und diese Einstellung schlich sich ins gesamte Alltagsleben ein, was uns wirklich wütend machte. Wir schrieben damals Songs, in denen es um die Beschreibung der Situation ging, aber es war uns immer wichtig, einen optimistischen Ausblick damit zu verbinden: „Ja, alles schrecklich, aber es muss nicht so bleiben!“ Das Leben bietet ständig Wahlmöglichkeiten, und so kann man entweder mit der Masse mitlaufen oder etwas anders machen. Und genau darum ging es uns immer.
Warum wart ihr anders als andere aus eurer Generation, die bei dem ganzen hasserfüllten Wahnsinn mitgemacht haben?
Jake: Ich habe da nie auch nur eine Sekunde drüber nachgedacht. Und außerdem dachte die Mehrheit der Menschen auch nie wie die Extremisten. Es war aber schon eine sehr beängstigende Situation, in der wir lebten, alle Konfliktparteien waren wirklich furchteinflößend. Da musste man schon die Nerven haben, sich denen entgegenzustellen – und deshalb taten das auch nur recht wenige Leute.
Ali: Und wenn man dann auch noch Punkrock spielt, hast du nicht nur diese Organisationen gegen dich, sondern auch alle anderen und die Polizei und die Armee.
Jake: Wir haben es uns wirklich nicht gerade leicht gemacht, hahaha.
Hattet ihr mal richtig Angst?
Ali: Also ich musste schon einige Male um mein Leben rennen. Und ich war ein paar Mal im Stadtcenter, als da Bomben hochgingen. Es gab schon einige Gelegenheiten, bei denen ich über meine eigene Vergänglichkeit nachdenken musste ...
Jake: Also als Band wurden wir schon immer wieder mal bedroht, aber wir haben uns davon nie so sehr beeindrucken lassen, dass wir deshalb ein Konzert abgesagt hätten.
Ali: Es gab da mal ein Vorkommnis in einem kleinen Ort in der Nähe von Dublin, 1978 oder so ... Wir spielten damals in all den kleinen Käffern, und in diesem Fall wurde der Veranstalter des Konzertes von einer gewissen örtlichen „Organisation“ angesprochen. Man habe da so einiges über diese Band gehört und sei unschlüssig, ob man es gut fände, dass wir machen, was wir so machen. Das Konzert fand schließlich statt, wenn auch mit Schwierigkeiten, denn unser Van machte schlapp und unsere ganzen Sachen wurden auf einem offenen Tieflader gebracht – im Regen! Es funktionierte aber noch alles. Das Konzert war voll, und das hat die „Jungs“ überzeugt, dass es wohl mehr Ärger brächte, uns zu stoppen, als uns machen zu lassen. Bei anderen Gelegenheiten mussten wir Konzerte wegen Bombendrohungen abbrechen oder absagen ...
Jake: ... aber das nahmen wir nicht persönlich, das passierte auch in Supermärkten oder sonst wo. Das war Alltag.
Wie wichtig war es euch, aus Irland rauszukommen, woanders zu spielen?
Ali: Damit konnten wir uns was beweisen. Hätten wir nur in Irland gespielt, wäre nichts gewonnen gewesen. Damals hieß es, die einzige Chance, aus Nordirland rauszukommen, sei Fußballer zu werden, oder Boxer – oder Popstar. Alles kam nicht in Frage, und so dachte ich, als die Lage mal besonders beschissen war, sogar darüber nach, Seemann zu werden. Mit der Band wollten wir uns einfach beweisen, dass wir es packen, und Erfolg bemaß sich einfach danach, ob man sich auch außerhalb von Nordirland bewährt.
Jake: Aber selbst nachdem wir uns im Ausland einen Namen gemacht hatten, bestand Lob zuhause meist darin, dass es hieß „Nicht schlecht für eine Band von hier“. Die Leute hatten echt einen Komplex, so als ob aus Nordirland sowieso nichts wirklich Brauchbares kommen könne. Wir mussten auch einfach raus, denn der größte Fisch in einem kleinen Teich zu sein, davon hat man nichts.
Ali: Außerdem war das bestimmende Genre in Nordirland Country & Western. Damals war Nordirland, was die Verkaufszahlen in Relation zur Bevölkerungszahl anbelangt, der größte Markt für Country & Western außerhalb der USA. Verrückt! Von den Musikern solcher Bands mussten wir uns ständig anhören, wir seien Müll, wir könnten unsere Instrumente nicht spielen, wir würden es nie zu was bringen.
Jake: Und dann schrieben wir auch noch unsere eigenen Songs! Diese Bands coverten nur, und wer „Freebird“ nicht perfekt drauf hatte, der konnte nichts. Die ganze Musikszene wurde von den so genannten Showbands bestimmt, das waren quasi „lebende Musikboxen“, die spielten nur die Stücke anderer, also was gerade so angesagt war, die Top 40 rauf und runter. Das waren alles super Musiker, aber es war auch der Tod jeder eigenständigen Musikszene in Nordirland. Wie sollte man selbst künstlerisch etwas schaffen, wenn man nur covert? Wenn du das machst, ist das Musikmachen nur noch ein normaler Job, und das ist nicht das, worum es dabei eigentlich geht – meiner Meinung nach.
Nordirland als Country & Western-Hochburg ist eine Vorstellung, die dem Bild widerspricht, das all die Celtic Rock- und Irish Folk-Bands heute verbreiten. Wie empfindet ihr diesen Trend?
Jake: Wenn man einen Schuldigen dafür sucht, sind es die POGUES. Als ich die zum ersten Mal hörte, fand ich sie spannend und interessant. Wenn man diese Musik so spielt wie die, dann ist sie so einfach zu spielen wie Punkrock und dabei doch mitreißend. Wir haben schon einige Shows zusammen mit den DROPKICK MURPHYS gespielt, das sind nette Jungs, ihr Publikum liebt sie, und ihre Auftritte sind begeisternd. Wenn es den Leuten also gefällt ... Um ehrlich zu sein, haben wir uns in unserer Jugend nie solche irische Folkmusik angehört, wir nannten das „deadly adult music“, tödliche Erwachsenenmusik. Das war einfach Alte-Männer-Musik vom Land, völlig uninteressant.
Ali: Es war unserer Meinung nach eine konservative Musikrichtung, ich habe mir so was nicht angehört. Heute kann ich mir das aber durchaus anhören.
Jake: Als damals die HORSLIPS anfingen, Irish Folk mit elektrischen Instrumenten zu spielen, war das ein Schock: So, als ob jemand den Papst erschossen hätte!
Irish Folk war kein Einfluss für euch, aber gibt es dennoch eine irische Tradition, in der ihr euch seht?
Jake: Mein erster Einfluss war Rory Gallagher.
Ali: Das war mein erstes Rockkonzert. Das war 1974.
Jake: Es war auch die einzige Chance auf Rockmusik in Belfast, außer Rory kam keiner. Neulich kam eine 6-CD-Box des Live-Albums „Irish Tour ’74“ raus, die muss ich mir noch besorgen. Denn darin sind alle Konzerte der Tour enthalten, und eben auch die Show, bei der es sich um mein allererstes Konzert handelte. Ich weiß noch genau, wie ich mir damals im Fernsehen die Fußballergebnisse anschaute, den Fernseher gerade ausmachen wollte, und dann wurde angekündigt, dass ein Rory-Gallagher-Konzert übertragen wird. Ich blieb sitzen, und der Lärm, der dann aus dem Fernseher kam, fesselte mich, ich hatte Augen groß wie Untertassen, glaube ich. Ich kann immer noch nicht so gut Gitarre spielen wie Rory, aber ich wusste, was der macht, das will ich auch machen.
Ali: So krass war das bei mir nicht, aber ich weiß noch, dass dieses Musik mich in einer Weise ansprach, wie ich es bislang nicht gekannt hatte. Ich fing aber erst an ein Instrument zu spielen, als ich 16 war, das war sechs Monate, bevor ich bei der Band einstieg. Rorys Bassist Gary McAvoy war ein wichtiger Einfluss für mich. Von ihm habe ich mich beim Bass-Spielen inspirieren lassen. Ich habe Gary erst neulich getroffen und ihm gesagt, dass er dafür verantwortlich ist, was aus mir geworden ist, haha.
Im Verhältnis zu den anderen nordirischen Punkbands aus eurer Generation habt ihr weniger wild und roh geklungen, wirktet ähnlich wie THE CLASH eher wie eine erfahrene Band.
Ali: Wir konnten sehr überzeugend bluffen, hahaha.
Jake: In meiner Erinnerung waren die Belfaster Bands anfangs alle ziemlich schlecht. Aber bei den Konzerten blieb bei uns wie bei den anderen immer wieder mal ein Song hängen, und das waren die Momente, wo ich fand, dass wir – oder die – doch nicht so schlecht sind. Wir haben viel geprobt, und irgendwann waren wir ziemlich gut. Wenn man merkt, dass man was kann, wird man selbstbewusster. Als wir dann nach London gezogen waren, wurden wir in der Musikpresse zusammen mit Bands wie THE MEMBERS und THE SKIDS erwähnt. Um ehrlich zu sein, hielten wir uns damals für ziemlich gut, und wir gingen dann zu einer Show von THE SKIDS, und nach nur einem Song schauten wir uns alle an und waren uns einig, dass wir wohl noch etwas üben sollten, hahaha. So verdammt gut waren die! Es hat uns dazu gebracht, uns anzustrengen, um besser zu werden.
War in einer Band zu spielen für euch damals mehr als eine vorübergehende Beschäftigung, hattet ihr Ambitionen?
Jake: Es war das, was ich immer machen wollte, aber mir war klar, dass es keinen Sinn machte, eine Vorhersage zu machen, wie lange so was läuft. Wir sagten damals, wir machen das, solange es uns Spaß macht und uns die Leute sehen wollen. Erstaunlicherweise macht es 37 Jahre später immer noch Spaß und die Leute wollen uns immer noch sehen. Man darf sich einfach nicht selbst zu ernst nehmen, das ist der Schlüssel. Bei vielen alten Bands ist zu viel Ego im Spiel, und das ist nie gut. Wenn man sich klar macht, dass man das alles nicht auf die Reihe bekommen würde ohne die anderen Beteiligten, ist man ein ganzes Stück weiter. Eine Band ist eben ein Mannschaftssport. Und gesunder Menschenverstand hilft auch.
Ali: Und ein Blick ins Publikum hilft auch immer. Die begeisterten Reaktionen der Menschen zu sehen und was denen offenbar unsere Musik bedeutet, das macht mir klar, dass es schade wäre, nicht weiterzumachen. Deshalb haben wir immer noch so viel Spaß.
Jake: Und es ist auch sehr schön und schmeichelhaft, dass fast jede Band, die wir treffen, uns irgendwas Nettes sagt und wie sehr sie uns mögen. Ob eine kleine Vorband oder GREEN DAY, THE OFFSPRING oder BAD RELIGION, hinterher kommen sie backstage und und schwärmen. Da sitzt man dann da und weiß nicht, was man sagen soll. Bei mir war das mal ganz ähnlich, als ich die Chance hatte, Rory Gallagher zu treffen und ihm genau das Gleiche sagte.
Ihr spielt viele alte Songs, aber auch neue. THE OUTCASTS sagten, sie wüssten genau, dass die Leute die Hits hören wolle, keine neuen Nummern.
Jake: Also mir gefällt diese Einstellung nicht, denn dann macht man kaum was anderes als diese Coverbands damals in den Siebzigern. Man muss sich weiterentwickeln, nach vorne blicken. Klar, wir spielen unsere alten Songs, aber auch die des neuen Albums. Man muss eine Balance finden zwischen dem, was das Publikum glücklich macht und dem, was einen selbst zufriedenstellt. Unser neues Album ist in England auf Platz eins in den Charts gelandet, das hatten wir noch nie, und das beweist ja wohl, dass die Leute neue Songs von uns hören wollen. Und was heute die neuen Songs sind, sind bei der nächsten Tour dann schon alte Songs.
Ali: Wir haben sehr lange an dem Album gearbeitet, alle Songs vorher live gespielt und die Reaktionen getestet. Wir wussten also, dass die Leute die Songs auch auf Platte würden hören wollen. Und so war das immer schon, auch damals war die Reaktion auf eine neue Platte mal eher lauwarm, und 30 Jahre später ist es doch ein Klassiker.
Jake: Als wir „Nobody’s Heroes“ veröffentlichten, hieß es, die Platte sei okay, aber nicht so gut wie die zuvor, und dann kam „Go For It“, und wieder die gleichen Sprüche. Da musst du irgendwann nur noch lachen. Man muss den Menschen Zeit geben, sich an eine Platte zu gewöhnen – und einfach weitermachen. Klar, wir hatten auch schwache Phasen. In den Neunzigern stagnierten wir, da ging es nicht vorwärts, und das merkte man unseren Konzerten an. Wenn man schon selbst keine Lust darauf hat ... was will man da vom Publikum erwarten?
Eure Platten sind absolute Punkrock-Klassiker. Habt ihr Kontrolle darüber, wer die in welcher Form neu auflegt?
Jake: Nein, überhaupt nicht. Wir hatten mal Kontrolle, aber jetzt besitzt Universal die Rechte. Die wollten die wohl verkaufen, wie ich mitbekommen habe – das ging ja von Chrysalis zu EMI zu Universal –, weil wir so klein und unbedeutend sind. Aber „leider“ hatten wir jetzt ein Album auf Platz 1 der Charts und plötzlich sind sie hellhörig geworden, da sich doch noch jemand für diese alte Band interessiert. Uns wäre es recht gewesen, wenn jemand die Rechte erworben hätte, der sich ernsthaft für uns interessiert, doch so sind wir leider weiter Teil einer riesigen Maschinerie. Wir haben deshalb keinen Einfluss darauf, wie beispielsweise die Booklets von Wiederveröffentlichungen gestaltet werden. So ist das Spiel, und wenn wir jetzt mitspielen, werden wir vielleicht zumindest mal gefragt, so dass wir etwas Kontrolle haben. EMI waren in dieser Hinsicht sehr nett, da konnte ich sicher sein, dass die das nicht einfach nur raushauen, sondern sich Mühe geben. Ich finde es wichtig, dass bei solchen Rereleases vernünftige Linernotes enthalten sind, damit die Käufer das Gefühl haben, dass sie ihr Geld gut investiert haben. Keine Ahnung, was jetzt aktuell passieren wird. Immerhin bekommen wir etwas Geld für solche Releases, aber echt wenig, das sickert durch so viele Kanäle, dass nicht viel übrig bleibt. Abgesehen davon: wer hat „Inflammable Material“ denn noch nicht im Regal stehen? Wer das jetzt nicht hat, will es auch nicht mehr.
Zum Schluss: die Top 3 des nordirischen Punkrocks, bitte.
Jake: Das erste OUTCASTS-Album ... die Good Vibrations-Singles von RUDI, und natürlich die UNDERTONES – das zweite Album.
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