BILLY BRAGG

Must I Paint You A Picture? - The Essential Billy Bragg 2CD

Ich behaupte jetzt einfach mal, dass jeder mit etwas Geschmack auf jeden Fall zwei Songs von Billy Bragg kennt: zum einen seinen ersten Hit "New England" von 1983 (der Opener der ersten CD), der später von Kirsty MacColl gecovert und zum Charts-Hit gemacht wurde, und zum zweiten "Sexuality" von 1991, der hier der Opener der zweiten CD ist.

Billy Bragg feiert 2003 sein zwanzigjähriges Bühnenjubiläum, ein Mann, der durchaus das ist, was man ein Phänomen nennt: einerseits erfolgreich, mal eher in Szenekreisen, bisweilen aber auch in der "richtigen" Popwelt, andererseits ein überzeugter, jedoch nicht verbohrt dogmatischer Linker, der im England der eisigen Thatcher-Jahre politisiert wurde und, was mich damals sehr verwunderte, in den Achtzigern auch regelmäßig in der DDR auftreten konnte.

Bragg habe ich damals, als sein Debüt "Life's A Riot With Spy Vs. Spy" und die ebenfalls essentiellen Nachfolger "Brewing Up With ..." (1984) und "Talking With The Taxman About Poetry" erschienen, als eine Art Liedermacher aufgefasst, der aber durch seine Auftritte im Kontext von Punkbands eben auch von Punks gehört werden "durfte" - nun ja, man war jung und misstrauisch gegenüber allem, was nicht offensichtlich "richtig" Punk war.

Wer das nun noch einmal geballt nachvollziehen will - sei's aus Faulheit, das Vinyl rauszukramen, sei's weil zwischen 1984 und dem letzten Album von 2002 Lücken klaffen, sei's weil man altersbedingt bisher einfach nichts von dem britischen Singer/Songwriter besitzt -, der ist mit dieser exzellenten Doppel-CD mit 40 Songs (für Frühstarter gibt's noch eine Pappschuberversion mit einer dritten CD als Bonus, die zehn rare, nur schwer erhältliche Tracks enthält) allerbestens beraten.

Und einzig die Tatsache, dass das Booklet etwas sparsam ausgefallen ist und weder ausführliche Linernotes noch Texte aufweist, gibt Anlass zu Kritik. Und hier noch ein kleiner Kauftip am Rande: Unbedingt mal nach der "Terry"-12" von Kirsty MacColl Ausschau halten - wunderbar und traurig, denn die Dame starb letztens.

(9)