TELEVISION PERSONALITIES

Mummy You’re Not Watching Me / The Painted Word

Bis heute hat sich die Welt noch nicht entschieden, ob die Band nun TELEVISION PERSONALITIES oder TV PERSONALITIES heißt – mal so, mal so. Vier „klassische“ Alben veröffentlichte die 1978 in London von Dan Treacy gegründete Band: „..

And Don’t The Kids Just Love It“ (1981, Rough Trade), „Mummy Your Not Watching Me“ (1982, Whaam!), „They Could Have Been Bigger Than The Beatles“ (1982, Whaam!) und „The Painted Word“ (1984, Illuminated).

Legendär ist der Satz von der 1981er Single „I know where Syd Barrett lives“, die Behauptung zu wissen, wo das untergetauchte PINK FLOYD-Genie wohnt. Treacy war und ist ein eigenwilliger Kauz, Bandproben waren nicht sein Ding, musikalische Konventionen auch nicht, und Punk passte sowieso nie wirklich als Deckel auf seinen Kessel Buntes, der in immer neuen Bandbesetzungen serviert wurde.

Für mich zählt Treacy zu den großen seltsamen britischen Künstlern, wie einst Nikki Sudden (SWELL MAPS), wie Billy Childish. Drogen waren bei ihm auch immer im Spiel, Treacy finanzierte seine Sucht durch Ladendiebstahl, denn der Legendenstatus – auch Kurt Cobain zählte zu seinen Verehrern – zahlt vielleicht die Miete, aber nicht den Rest.

Von 1998 bis Juni 2004 saß er deshalb im Knast, danach kümmerte sich seine weltweite Fangemeinde um ihn – gute Sozialprognose, sagt man dazu wohl. Drei Alben erschienen, dann schlug 2011 das Schicksal zu: ein Blutgerinnsel im Hirn machte Treacy zum Pflegefall, lange Zeit wusste niemand, wie es ihm geht, ob er überhaupt noch lebt.

Sein alter Freund und Bandkollege Joew Head sagte 2016: „Although [Dan] is unwell, and being looked after in a nursing home, I try to visit him every month, if I can. He still has ambitions to make music and record songs again.

I shall help him, if I can.“ Klingt irgendwie nicht so gut ... Fire Records hat nun die Alben „Mummy Your Not Watching Me“ (1982) und „The Painted Word“ (1984) neu aufgelegt, und wer immer bislang um TVP herumgeschlichen ist – wie man das oft so macht bei seltsamen Legenden –, sollte sich jetzt einen Ruck geben.

Songs wie „Painting by numbers“ sind es hundertfach wert. Leider ist die Ausstattung der CDs recht minimalistisch, da wäre mehr drin gewesen.