Besprechungen von Alben dieser Band sind für mich immer ein ganz besonderes Ereignis. Erstens, weil MOTORPSYCHO zu meinen absoluten Lieblingen zählen, zweitens, weil sich der Text fast von allein schreibt - so wechselhaft und umfangreich sind Werk und Wirken.
Für mich sind die drei Alben nach "Trust Us" die am wenigsten Gehörten in der Diskografie der Norweger. Kennen gelernt habe ich MOTORPSYCHO zur Zeit der "Blissard", abgöttisch lieben gelernt eben mit "Trust Us", bei dem für mich einfach alles stimmte.
Elf von zehn Punkten in der Ox-Skala. Klar also, dass ich alles Folgende an diesen früheren Glücksmomenten gemessen habe. Wie viele andere der alten Fans konnte ich mich nie richtig mit dem neuen Weg anfreunden, den die Norweger seit "Let Them Eat Cake" eingeschlagen haben.
Die Alben sind kürzer geworden, die Songs luftiger, weniger Rock, mehr Pop. Aber genau damit hat die Band alles richtig gemacht: Die Hallen wurden größer, das Airplay in TV und Radio nahm zu.
Und nun? Wieder alles anders. Drei Jahre nach dem letzten Album "It's A Love Cult" sind MOTORPSYCHO nur noch zu zweit, da sich Schlagzeuger Gebhardt ausschließlich seinem Projekt HGH widmen wollte.
Bassist Bent übernahm auf der Aufnahme das Trommeln, und es stellt sich die Frage, wer von beiden der Bessere an diesem Instrument ist. Tatsächlich haben Bent und Snah, die Hinterbliebenen, diesmal auf jegliche Hilfe verzichtet und gleich alles selbst eingespielt - und sich dabei offenbar auf alte Tugenden besonnen.
In drei Jahren hat sich eine Menge angesammelt, wie es scheint, Umfang und Format erinnern tatsächlich an die guten alten Zeiten. Aber auch auf den Sound trifft das zu: schwer und dicht kommen die insgesamt siebzehn Songs daher, die Gitarren verzerrt und mit den vertrauten Stoner-Anleihen, das Arrangement im besten Sinne matschig.
Die Tasteninstrumente und die Streicherflächen, durch Tasteninstrumente simuliert, verströmen den altbekannten Charme. Und Bent und Snah brüllen wieder, wo es nötig wird. Es ist beinahe so, als hätten MOTORPSYCHO ihre Popsongs aus der Zeit der "Timothy's Monster", der "Blissard" oder der "Angels And Daemons At Play" noch einmal aufgenommen - zu Zeiten von "Trust Us".
"Sail On Psychonaut", um mit den Worten der Band zu sprechen. Ich spreche von Popsongs, denn was noch fehlt zum Glück, das sind die überlangen Songs, diejenigen, die ganz leise anfangen und im orgiastischen Lärm enden.
In dieser Hinsicht ist "Black Hole/Blank Canvas" wohl das kompakteste Werk bisher. Immerhin, von den oben angesprochenen Glücksmomenten finden sich einige auf diesem Album: der vorab veröffentlichte Song "In our tree" etwa, oder das euphorische "You lose".
Insofern, finde ich, hat das Duo die alte Form noch nicht wieder erreicht, ist aber auf einem guten Weg dorthin. Direkt nach "Trust Us" wäre dieses Album hier vermutlich untergegangen, weil es ähnlich klingt und nicht so überwältigend ist - heuer, nach dem zwischengeschobenen musikalischen Ausflug in den Pop, kommt es genau richtig.
"Black Hole/Blank Canvas" läuft bei mir tatsächlich wieder rauf und runter. (42:12/42:52) (08/10)
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