Wie beschissen die Neunziger für Vinylliebhaber wirklich waren, sieht man an Platten wie dieser, dem siebten MINISTRY-Album: Bis zu diesem Rerelease war das Album nie auf Vinyl erschienen, die Majors legten es damals wirklich darauf an, das Format auszurotten.
15 Jahre später verdient man an der Neuauflage gerne mit. Music On Vinyl hat sich mit der Aufmachung des Vinyls Mühe gegeben, das CD-Artwork nicht einfach nur hochgezogen, und so wirken die Fotos auf Cover, Backcover und Textblatt nur noch verstörender: eine von hinten aufgenommene deutlich adipöse Frau posiert vor einer grünen Wand, auf dem Cover sitzt sie mit einem Papierhut mit der Aufschrift „Dunce“ vor einer Schultafel, auf der zigmal der Satz „I will be god“ geschrieben steht.
Für die US-Warenhauskette Kmart war das „anstößige“ Cover seinerzeit Grund, das Album aus seiner CD-Abteilung zu verbannen. Über den Titel hat man sich dabei noch gar nicht unterhalten: „Dark Side Of The Spoon“ ist einerseits eine Anspielung auf das PINK FLOYD-Album, andererseits weiß jeder Heroin-User (Al Jourgensen war selbst einer ...), was damit gemeint ist.
Interessanterweise veröffentlichte die niederländische Punkband NITWITZ im gleichen Jahr ein Album namens „The Dark Side Of The Spoon“ – unklar, wer zuerst die Idee hatte. „Dark Side Of The Spoon“ war damals das letzte MINISTRY-Album für Warner, und im Vergleich zum grandiosen Durchbruchsalbum „Psalm 69“ von 1992 war es wie dessen Nachfolger „Filth Pig“ von 1996 kein kommerzieller Erfolg.
Die fokussierte Schärfe, die das Werk von Jourgensen und Paul Barker bis inklusive des Durchbruchsalbums ausgezeichnet hatte, war einer gewissen experimentierfreudigen Beliebigkeit gewichen, und so löst „Dark Side Of The Spoon“ auch heute noch keine Begeisterung aus – zu ansatzweise alter Form fanden MINISTRY erst fünf Jahre später wieder.
Insofern eher ein Album, das man sich der Vollständigkeit halber zulegt.
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