EWA BRAUN

Love Peace Noise

In ihrer Heimat Polen waren EWA BRAUN in den Neunzigern eine kleine Institution im musikalischen Untergrund. „Love Peace Noise“, das Debütalbum, erschien bereits 1994 in einer Tape- und Vinyl-Auflage bei Nict Nic Nie Wie, die nun auch für den CD-Rerelease verantwortlich zeichnen.

Über die Bedeutung des Bandnamens lässt sich trotz intensiver Internetrecherche nur spekulieren; er kann sich sowohl auf die Geliebte Adolf Hitlers als auch eine oscarprämierte (ausgerechnet für „Schindlers Liste“) polnische Artdirektorin beziehen, die an zahlreichen Filmen mitwirkte, die das Thema Holocaust verarbeiteten.

Gegensätzlicher könnten die Anspielungen also nicht sein. Und dieser Gegensatz setzt sich auch in der Musik der dreiköpfigen Band fort, die sich irgendwo zwischen Postcore, Psych- und Noiserock abspielte und zwischen zweiminütigen straighten Rock-Nummern und zehnminütigen Feedback-Orgien so ziemlich alles verwurschtelte.

Eindeutige Stellung bezog man allerdings bei den Texten, die sich klar gegen Faschismus und Kommunismus richteten und aus „Zmartwychwstanie“ (Auferstehung) eine ziemlich boshafte Vegetarierhymne machten.

Dank englischer Übersetzung im – übrigens sehr hochwertig gestalteten – Booklet ist das auch für Personen nachvollziehbar, die nicht der polnischen Sprache mächtig sind. Musikalisch wirkt das alles freilich ein wenig aus der Zeit gefallen, auch wenn man sich hörbar an westlichen Vorbildern wie SONIC YOUTH und BIG BLACK orientierte.

Die abgewichste Coolness, die diesen Bands anhaftet(e), fehlt EWA BRAUN völlig, „Love Peace Noise“ ist ein durchweg naives Werk, was bei einem Debütalbum allerdings auch keine Schande ist.