RANCID

Let The Dominoes Fall

Nach sechs Jahren gibt es nun ein neues RANCID-Album. Und was für eine breite Palette an Versionen hier angeboten wird: Endlich kann der „Punk" seine über all die Jahre gesparten Dollars oder Euros in eine CD mit oder ohne DVD, Acoustic-CD, T-Shirt, Plakate, Buch, Plektren, Doppelvinyl und was weiß ich investieren.

RANCID greifen dieses Mal alle(s) ab. Keiner soll leer ausgehen. RANCID haben es geschafft. Jetzt sind sie Rockstars und haben endlich mit „Let The Dominoes Fall" das von Fans und Kritikern geforderte zweite „...

And Out Come The Wolves"-Album produziert. Erneut sorgte Brett Gurewitz für den pop-rockigen Feinschliff, um ganz sicher dem Mainstream zu gefallen, der auch voll auf seine Kosten kommen wird.

Keine Experimente, wie auf „Rancid 2000" oder „Life Won't Wait". An Letzteres erinnert lediglich „I ain't worried". Stattdessen machen RANCID jetzt auf (halb-)akustisch und setzen allenfalls mal eine Orgel ein.

„Liberty & friends" hätte auch Tim Armstrongs „A Poet's Life" mit den AGGROLITES bereichert. Offbeat der poppigeren Variante à la BIG AUDIO DYNAMITE, wie auf „Indestructable" angedeutet, präsentieren die Kalifornier mit „That's just the way it is now".

Wobei wir jetzt den musikalischen Wurzeln RANCIDs immer näher kommen: THE CLASH. „New Orleans" und „Lulu" sind Stücke, die aus der Feder von Joe Strummer und Mick Jones hätten stammen können.

Wer jetzt noch einen Punk-Ska-Hit wie „Time bomb" oder „Into action" sucht, wird mit „Up to no good" bestens bedient. Alle weiteren Stücke hätte man bereits 1994 oder 1995 auf den beiden Bestseller-Alben „Let's Go" und „...

And Out Come The Wolves" finden können. Mid- und Uptempo-Nummern mit Singalongs am laufenden Band, mit ungewöhnlich klaren Leadvocals und einem exakten pop-punkigen Backgroundgesang, der sich an BAD RELIGION oder Powerpop orientiert.

Branden Steineckert am Schlagzeug sorgt für eigene Akzente, spielt zeitgemäßer als sein Vorgänger Brett Reed, der es einfacher und mit mehr Streetpunk-Attitüde hielt. Matt Freeman ist für mich immer noch einer der besten (Punkrock-)Bassisten der Welt, was er auch auf diesem Album wieder unter Beweis stellt.

Textlich wird viel „Brotherhood" propagiert, ansonsten versteht man sich aber eher als apolitisch, beschreibt lieber ganz persönliche Erfahrungen, die auch mit dem Erfolg der Band zu tun haben.

Das Ergebnis dieser Selbstreflexion sind 19 Songs mit allen erfolgreichen Komponenten ihres bisherigen Schaffens, um vor allem an die kommerziellen Erfolge vergangener Tage anzuknüpfen. Meinen persönlichen musikalischen Anspruch hat das Quartett erfüllt und ich freue mich auf das Doppelvinyl, auch wenn „Let The Dominoes Fall" zum Ende hin schwächer wird.