Es gibt nicht viele Bands, die es schaffen, bis zu ihrem zehnten Album durchzuhalten. Ganze 32 Jahre haben RANCID gebraucht, um diesen Meilenstein zu erreichen. Von den streetpunkigen Anfängen der ersten beiden Alben, seinerzeit auferstanden aus der Asche der überlebensgroßen OPERATION IVY, über die gigantischen, man mag fast sagen „genreprägenden“ Werke „... And Out Come The Wolves“ und „Life Won’t Wait“ bis hin zu den vergleichsweise unter dem Radar laufenden Platten der letzten zehn Jahre: RANCID haben sich nie verstellt, haben auf ihrem kommerziellen Höhepunkt ein absolut unpoppiges Hardcore-Album (s/t, 2000) rausgehauen und auch sonst immer nur getan, worauf sie Bock hatten. Eine Attitüde, der man – gerade im Hinblick auf den Erfolg in den Neunziger Jahren – nur Respekt zollen kann. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass mindestens die letzten beiden Alben nicht wirklich gut waren, zumindest nicht so gut, wie man es von einer Band wie RANCID erwarten dürfte. Mit „Tomorrow Never Comes“ erscheint jetzt aber ein absolut kompromissloses, energiegeladenes Spätwerk, an das viele so bestimmt nicht mehr geglaubt hätten. In 16 Song in gerade mal einer halben Stunde schmeißen RANCID den Turbo an, verzichten gänzlich auf Ska- oder Midtempo-Songs, halten den Fuß konstant auf dem Gaspedal und lassen einen erst wieder aussteigen, wenn der letzte Ton verklungen ist. So erinnert das Album vor allem an die Frühphase der Band. Keine Zeit für Tempowechsel, keine Experimente, nur noch mit dem Kopf durch die Wand. Und ganz ehrlich – das Experiment ist gelungen. Tim Armstrongs Stimme klingt kraftvoll wie lange nicht mehr, Lars Frederiksen sägt sich durch die Songs und Matt Freemans Bassläufe sind so absurd gut wie eh und je. Klar, manchmal könnte etwas weniger Berechenbarkeit guttun, hier und da ein kleiner Ausbruch aus dem Drei-Akkorde-Schema mit dem nach vorne preschenden Beat – und gegen ein neues „Ruby Soho“ hätte bestimmt auch niemand etwas einzuwenden gehabt. Aber dafür ist „Tomorrow Never Comes“ nicht die Platte. Hier wird P-U-N-K durchgängig mit Großbuchstaben geschrieben. Und auch wenn mir persönlich ein kleines bisschen mehr Pop gut gefallen hätte, vorwerfen kann man RANCID bei diesem Album nichts. Fans der ersten Stunde werden es feiern. Zu Recht. In diesem Sinne: Danke für die Musik und auf die nächsten zehn Alben!
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