Nach einigen eher mauen, sich selbst durch ihre Redundanz begrenzenden und beinahe lustlos heruntergerotzt wirkenden Platten bekamen die HEADCOATS für ihr Abschiedsalbum noch mal die Kurve. Das veröffentlichten sie 2000 unter dem Namen WILD BILLY CHILDISH & HIS FAMOUS HEADCOATS, auf dem Cover sind lediglich Billy und die drei HEADCOATEES, die den Meister anhimmeln, zu sehen, von Bruce und Johnny keine Spur. Childish spielt hier ironisch mit dem Superstarstatus, und doch ist das Album durch und durch ein Destillat dessen, was seine langlebigste Band ausmachte. Dazu gehört vor allem viel R&B, ganz Childish-typisch mit fauchenden Röhrenamps (vorzugsweise Selmer) runtergedroschen, aber auch minimalistischer Delta Blues, simpler Garage-Beat im Viervierteltakt und im Laufe der Jahre mehr und mehr rudimentärer Punkrock. Elf der zwölf Nummern sind Eigenkompositionen, hinzu kommt noch das Bo Diddley-Cover „Great grandfather“ und unterm Strich ergibt das ein erstaunlich rundes Album, das alle Facetten der HEADCOATS noch ein (vorerst letztes Mal) zum Glänzen bringt. Bassmann Johnny Johnsons dämonische Bluesharp darf auch hier und da zum Einsatz kommen, Bruce Brands scheppernder Maurer-Beat kommt bei allen Nummern präzise auf den Punkt, und Childish als Leadsänger offenbart selbst bei den schnoddrigsten Punksongs („An image of you“ oder „Your crying means nothing to me“) mit einem kleinen bisschen Seele. Ein durchweg gelungenes Album, bei dem sie sich nicht auf ihren Lorbeeren bequem gemacht haben, sondern mit der experimentellen minimalistischen Psychfolk/Blues-Nummer „I’m a desperate man“ sogar noch Neuland betreten.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #167 April/Mai 2023 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #40 September/Oktober/November 2000 und Norbert Johannknecht
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #100 Februar/März 2012 und Joachim Hiller
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