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HASS

Allesfresser

Nach dreißig Jahren gibt es nun die Wiederveröffentlichung des vierten Albums der Ruhrpott-Band, das 1992 auf dem bandeigenen Label erschienen war. Und verdient hat die Platte das allemal, denn sie strotzt nur so von Abwechslungsreichtum, guten Songs und einer Deutlichkeit in den Texten, die auch seinerzeit ihresgleichen suchte. Denn HASS machten bei „Allesfresser“ da weiter, wo sie mir dem Album „Gebt der Meute, was sie braucht“ aufgehört hatten. Das war kein müder Abklatsch vergangener Zeiten, kein Fun-Punk oder gar Versuch, mit deutschem Punk eine schnelle Mark zu machen. HASS waren wütend, malten apokalyptische Bilder wie bei „Nur ein Traum“, in dem sie den Versuch des Überlebens nach einem Atomschlag beschrieben, oder bei „Herrenmenschen“. Sie thematisierten Stalking, die Angriffe auf Geflüchtete und den Beifall des „deutschen Michel“ und kritisierten die Moral der Kirchen in „Treib mich ab“. Hit der LP ist „Lasst die Glatzen platzen“, das gleich zweimal, in einer langsameren Punk-Reggae und einer schnellen Version, auf der Platte zu finden ist. In einer Zeit, in der der gemeine Neonazi im klassischen Skinhead-Outfit unterwegs war, ist der Titel weder platt noch undifferenziert. Und die Aussage „Ich steh nicht auf Blut, ich hasse Gewalt / Doch noch mehr hass ich Nazis, deshalb ball ich meine Faust“ und damit die Aufforderung, sich zu wehren, sind heute leider noch genauso aktuell wie damals.