DIE AUFERSTEHUNG DES JOHNNY CASH

Graeme Thomson

Bücher über Johnny Cash gibt es viele. Ob man auch diejenigen lesen muss, an denen er nicht selbst mitgewirkt hat, sei dahingestellt. Bei ihm gibt es direkt zwei, die er selbst oder mit Hilfe geschrieben hat, das Bessere und Essentielle hatte ich in #101 besprochen.

Dennoch fehlt darin ein wesentlicher Teil seines bewegten Lebens. Es entstand nämlich zu dem Zeitpunkt, als Johnny Cash an einem, oder besser, dem Wendepunkt seiner Karriere stand. Als er, ohne Plattenvertrag, das Leben eines alternden Ex-Stars führte, welches nur noch von hunderten Shows pro Jahr am Laufen gehalten wurde.

Cash hätte zu diesem Zeitpunkt entweder aufhören können, was nie ein Thema war, oder irgendwann dem grausigen Schicksal tausender anderer großer Stars folgen, um schließlich bei Wal-Mart-Eröffnungen und Cowboy-Treffen am endgültigen Tiefpunkt angekommen zu sein.

Cashs eigene Biografie endet damit, dass er Rick Rubin getroffen hatte und wieder Hoffnung schöpfte, weiterhin als Künstler Musik machen zu können, die gehört und geliebt wird. Und daher ist es nur folgerichtig und in der Tat absolut lesenswert, dass nun endlich ein Buch über jene späten Jahre geschrieben wurde, in denen er bei American Recordings fünf seiner besten Alben rausgebracht hat.

Natürlich geht der Autor in diesem Buch auch auf Cashs Werdegang ein, aber dankenswerter Weise in eben dem Kontext, der als Hintergrund notwendig ist, um Cashs letzte Jahre verstehen zu können.

Dabei setzt sich das Buch durchaus kritisch mit Cashs Persönlichkeit auseinander und ist daher ein gelungener Versuch, das Porträt eines Mannes zu zeichnen, der wohl zu den charismatischsten, aber auch widersprüchlichsten Künstlern in der Musikwelt gehörte.

Pflichtlektüre!