Ich habe da mal eine Frage: Ist das eigentlich euer Ernst? ENGST ist die Band von Matthias Engst, 2015 war er Kandidat bei „Die Band“, einer Castingshow von ProSieben. „Kredibilität“ hat er dadurch erlangt, dass er den Gewinn der Show ausgeschlagen hat, weil er kein „persönlichkeitsloser Vorzeigepopstar aus der Retorte“ werden will. So weit, so LOL. Denn „Flächenbrand“ ist genau das, was man ja angeblich nicht sein will: glattgebügelter Radiorock mit Schlageranleihen (das ist übrigens euer Genre, da ihr euch ja selbst „in keine Schublade stecken“ lassen wollt), zu dem man sich Moderator Samu Haber beim Geldscheinezählen vorstellen kann. Textlich dann 08/15-Durchhalteparolen, „Steh auf, wenn du am Boden bist“-Gedächtnisrefrains und Textauszüge aus dem Tagebuch eines Zwölfjährigen. Wenn ihr euch schon casten lasst, dann aber auf einmal überrascht seid, dass man doch nicht so coole Musik machen darf, wie man will, um dann eben doch den gleichen unpersönlichen Vorzeigepopmüll zu produzieren, ja, dann ist euch auch nicht mehr helfen. Positiv kann man da nur anmerken, dass ENGST durchaus den schwierigeren Weg gewählt haben, und sich erstmal als Support anderer Bands Sporen verdienen wollen, statt sich eine Saison lang im Boulevard verfeuern zu lassen. Das macht dieses Album aber keinen Deut besser.
© by Fuze - Ausgabe #102 Oktober/November 2023 und Jenny Josefine Schulz
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