An Ambitionen mangelt es nicht. In der Umsetzung offenbaren sich die Schwächen. UNETHICAL DOGMA stellen selbstbewusst heraus, dass sie einen progressiven Ansatz pflegen und auf Polyrhythmik stehen. Die Italiener selbst berufen sich auf MESHUGGAH. Wer in Richtung TESSERACT, PERIPHERY, MONUMENTS oder VILDHJARTA denkt, liegt aber auch nicht verkehrt. Zumal die fünf Musiker dem Höreindruck nach eher einem Core- denn einem Metal-Hintergrund zu entstammen scheinen. „Dusk“ umfasst fünf Tracks, die weite Wege zurücklegen und sich jeweils über mehrere Minuten spannen. Worauf UNETHICAL DOGMA mit ihrer EP aus sind, ist klar. Im Songwriting fehlt es ihnen allerdings sowohl an Zug und Spannung als auch an Catchiness und Klarheit. Gerade wenn sich Bands über längere Strecken hinweg ausleben, kommt den Handlungssträngen eine große Bedeutung zu. Hörer müssen an den Fortgang der Stücke gebunden und mitgenommen werden. Dynamik, Hart/zart-Kontraste, Atmosphäre, handwerkliche Finesse, verspielte Ideen – die Zutaten sind grundsätzlich alle vorhanden. UNETHICAL DOGMA gelingt es jedoch nicht, auf „Dusk“ kompositorisch und in der Zuspitzung zu überzeugen. Das Spiel des Fünfers wirkt immer wieder richtungslos und nicht eindeutig. Emotional wird man als Hörer zu wenig involviert, weshalb sich keine Beziehung herausbildet – schon gar keine bleibende. Potenzial und interessante Ansätze sind vorhanden, doch gegenwärtig finden die Italiener noch nicht zu stimmigen Tracks.
© by Fuze - Ausgabe #105 April/Mai 2024 und Arne Kupetz