OI POLLOI

Duisg!

Ich kann mich nur wiederholen, was ich doch froh bin über anarchistische Hardcore/Punkbands wie OI POLLOI, die seit über 30 Jahren an unser aller ethische Verantwortung erinnern. Dabei haben sie immer auch Tabus gebrochen, wurden in der Szene kontrovers diskutiert und haben sich damit nicht immer Freunde gemacht.

Und das beginnt bereits mit dem Vorwurf, mit der gälisch-keltischen Sprache etwas Elitäres fördern zu wollen. Mit „Air attack“ werden sie wieder die Anti-Israel-Debatte zum Kochen bringen, über die Gründe dafür klärt das beiliegende, sehr informative 20-seitige A4-Textheft auf.

„Duisg!“ bedeutet so viel wie „Wach auf!“. Musikalisch bewegt man sich zwischen wütendem Hardcore im experimentellen Sinne à la LAST UNDER THE SUN und rockigeren Midtempo-Nummern, die aufgrund ihrer metallischen Art ein bisschen an eine Mischung aus KILLING JOKE, neueren EXPLOITED, LEATHERFACE oder BUSINESS erinnern.

Wenn die Band mal etwas melodischer agiert, stört mich ein bisschen das monotone Gebrüll von Deek, die verwendeten Samples und das Keyboard verleihen dem Album etwas mehr Klangfarbe. Auch wenn die letzte Platte schon ein paar Jahre her ist, waren OI POLLOI nie weg, es gab in der Zwischenzeit mindestens eine Single und zwei oder drei Split-EPs.

„System“ beispielsweise wurde bereits auf einer dieser Produktionen veröffentlicht. OI POLLOI sind der Beweis dafür, dass es Bands gibt, die sich auch nach 30 Jahren noch immer wieder musikalisch neu erfinden und weiterentwickeln können und dennoch nicht von ihrer Meinung abweichen, um sich dann irgendwann doch dem Punk-Mainstream anzupassen.

Würden sich nur mehr alte Bands auf ihre eigentlichen Wurzeln besinnen ...