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BÄRCHEN UND DIE MILCHBUBIS

Die Rückkehr des Bumm!

Mit dem ikonischen Lied „Jung kaputt spart Altersheime“ brachte die 1979 in Hannover gegründete Band einst zynisch-überspitzt die No-future-Attitüde der frühen Punkszene auf den Punkt. Womöglich ist der Spruch gar nicht mal von ihnen, er klingt verdächtig nach diesen Slogans, die man seinerzeit auf Klowänden und gesammelt in Büchern mit Titeln wie „Spontisprüche“ finden konnte. Er spiegelt allerdings die nihilistische Attitüde der frühen Punkszene wieder, zu der BÄRCHEN UND DIE MILCHBUBIS damals allerdings angesichts ihrer „niedlichen“ Art kaum zu passen schienen. 1980 erschien ihre Debüt-EP auf dem ebenfalls in Hannover ansässigen und von HANS-A-PLAST und Hollow Skai betrieben No Fun-Label. 1981 kam dort das Album „Dann macht es Bumm“ und die Band, deren Sound eher reduziert und naiv-charmant wirkte im Vergleich zum roughen Röhren diverser Zeitgenossen, auch wegen des Gesangs von Annette Grotkasten. Die Band wurde wohl auch wegen dieser „lustigen“ Art zum Beifang der Neuen Deutschen Welle, war in der Teenie-Musikpresse präsent, begann ab Ende 1982 noch ein zweites Album aufzunehmen, löste sich aber Ende 1983 auf. 2021 erschien auf Tapete Records die Werkschau „Endlich komplett betrunken“, nachdem sich BÄRCHEN UND DIE MILCHBUBIS 2020 in der Besetzung Annette Simons (geb. Grotkasten; voc, gt), Kai Nungesser (bs) und Markus Joseph (dr, ex-ROTZKOTZ) neu zusammengefunden hatte. Seitdem wurden etliche Konzerte gespielt und mit „Die Rückkehr des Bumm!“ hat die Band nun ein neues Album aufgenommen. „Die Rückkehr des Bumm!“ wirkt wie aus der Zeit gefallen, denn „solche“ Musik – wenn auch mit anderer Klangfarbe – machte zuletzt nur noch STEREO TOTAL. In den 1980ern waren es zudem DIE GOLDENEN ZITRONEN, DER BÖSE BUB EUGEN und DIE ÄRZTE, die mit so einer Mischung aus Punk- und Schelm-Attitüde Popsongs schrieben. Das ist Musik, die schnell mal missverstanden wird, Stichwort: „Funpunk“. Nun, Spaß hatten hier wohl alle Beteiligten, die 14 Songs des Albums wirken sehr locker runtergespielt und eher „akustisch“ als bratgitarrig. Der riesige Pluspunkt sind aber Annettes Texte, die sie mit klarer, ruhiger Stimme vorträgt, die zudem kaum gealtert wirkt. Und die haben es in sich, sind bissige, smarte, gewitzte Kommentare zu Themen, die vor 40 Jahren schon drängten („Mansplainer“, „Happy Bonbon“), aber auch kolumnenhaft Gegenwärtiges aufgreifen wie „Bettwanzenalarm“, „Katzenvideo“ oder „Hbf Berlin“. Sehr amüsant ist die Anti-Light-Food-Hymne „Fett“, bedrückend das leise, intensive „Geister“ und auch „Alles falsch“ (Macho-Männer bitte zuhören). Parallel zu ihren Zeitgenossinnen ÖSTRO 430 ist Annette und Band hier ein intensives Comeback-Album geglückt.