Seit 1999 sind AMENRA aus Belgien schon aktiv, haben sich, aus der Hardcore-Szene stammend, über die Jahre immer weiter emanzipiert auf zig Releases – neben den „offiziellen“ Alben veröffentlich(t)en sie auch viele Split- und Kleinformate mit ihren immer monumentaler, symphonischer werden Kompositionen, irgendwo zwischen den genreprägenden NEUROSIS und GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR. Mit dem neuen Album „De Doorn“, auf dem die Texte aller fünf Stücke in der Muttersprache von Sänger Colin H. Van Eeckhout verfasst sind, sind AMENRA nach vielen Releases auf Neurot zum US-Spezialistenlabel Relapse gewechselt. AMENRA stellen hier existenzielle Fragen, versuchen auf ihre (musikalische) Art Antworten zu finden und zu formulieren, lassen die Durchnummerierung ihrer Alben („Mass I-VI“) hinter sich und präsentieren mit „De Doorn“ („Der Dorn“) das musikalische Beiwerk zu einer Kunstaktion, die im Mai 2019 im Genter Citadelpark zusammen mit dem SMAK Museum Of Contemporary Art stattfand: Die Zuschauer waren eingeladen, „Opfergaben“ zu machen, indem sie persönliche Notizen in hölzerne Strukturen legten, die von dem indonesischen Künstler Toni Kanwa Adikusumah geschaffen wurden, bevor sie in den Park gebracht und angezündet wurden als ein „Akt der Anerkennung und des Loslassens“. Klingt ambitioniert, klingt metaphysisch aufgeladen, funktioniert aber auch einfach als Album wie alle bisherigen von AMENRA auch, und wer sagt denn, dass man irgendwelche Zeremonien den etablierten Religionen überlassen muss? Wie gewohnt, wie erwartet treffen hier bleischwere Gitarrenriffs auf mächtiges Drumming, darüber Colins oft verzweifelt wirkendes Screaming. Dass ich das Album beim ersten Hören – kleine Schrift in einem Browserfenster – als „De Doom“ betitelt hatte, spricht Bände, denn Sinn ergeben hätte auch dieser Titel.
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