Im mittlerweile eifrig beackerten Post-Segment ist es schwierig geworden, sich eine Ausnahmestellung zu erarbeiten. So mancher allerdings darf dies schon für sich beanspruchen. Im Falle der Belgier aufgrund einerseits starker Veröffentlichungen, vor allem aber wegen beeindruckender Live-Darbietungen, die in Sachen Energie ihresgleichen suchen. Studioalbum Nummer sieben ist eine Zäsur – nicht nur wegen der erstmals auf Flämisch verfassten Texte. Denn zum ersten Mal brechen AMENRA thematisch aus ihrem „Mass“-Zyklus aus. Ihrer musikalischen Formel bleiben die Belgier hingegen treu: Tiefste Melancholie trifft in Überlänge auf schiere Brachialität und ausladende Atmosphäre. Fronter van Eeckhout bearbeitet das komplette Spektrum seiner Stimmgewalt – flüsternd-hypnotisch, klagend-elegisch oder markerschütternd krakeelend. Ob im bedrückenden Elfminüter „Het gloren“, dem schleppend-schweren „De evenmens“ oder dem sich langsam aufbäumenden, sogar etwas Hoffnung verbreitenden Schlusstrack „Voor immer“ – AMENRA entfesseln auf „De Doorn“ eine Urgewalt, die unter die Haut geht. Ein Schauer jagt den nächsten, was für eine beklemmende, eindringliche Erfahrung! Am Ende reichen auch die etwas mehr als zehn Minuten des Openers „Ogentroost“ aus, um für den gesamten Tag ins Trübsal abzustürzen. Wenn sich das nur nicht so gut anfühlen würde ...
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