Gut, das Timing war nicht so ideal: Schon Anfang März die gefeierten Shows in Deutschland, der Albumrelease aber erst Ende April. Ob es jemand kümmert im 47. Jahr der Bandgeschichte? 1976 gründeten sich THE DAMNED in London, durchliefen seitdem x Metamorphosen, hatten zig Besetzungswechsel zu verkraften, stabilisierten sich aber nun vor vielen Jahren schon auf den unersetzbaren Frontmann Dave Vanian und den wie ein klassischer Sidekick wirkenden Captain Sensible. Drummer Pinch, noch auf dem letzten Album „Evil Spirits“ (2018) zu hören, stieg 2109 nach zwanzig Jahren aus, für ihn kam William Granville-Taylor. Bassist Paul Taylor ist seit 2017 dabei –und Keyboarder Monty Oxymoron mit seinem Mad-Professor-Look seit 1996 schon nicht mehr wegzudenken. 2022 dann die Reunion-Tour mit den beiden Gründungsmitgliedern Brian James und Rat Scabies – eine Besetzung, die aber nur für diesen Live-Anlass Bestand hatte. Und nun kommt mit „Darkadelic“ das gerade mal zwölfte Studioalbum von THE DAMNED, die ja wirklich unzählige Phasen durchlaufen haben, mit mal mehr, mal weniger Aktivität. Mit „Damned Damned Damned“ (1977), „Music For Pleasure“ (1977) und „Machine Gun Etiquette“ (1979) waren sie eine der massiv prägenden Bands der frühen Punkhistorie, schwächelten dann bei „The Black Album“ (1980) und „Strawberries“ (1982) etwas, erfanden sich aber mit „Phantasmagoria“ (1985) als Goth-Rock-Band neu und feierten einen zweiten Frühling. Schon mit „Anything“ (1986) aber schwächelten sie wieder, an „Not Of This Earth“ (1995) kann sich gefühlt niemand erinnern, bis ihnen mit „Grave Disorder“ (2001) so was ein Achtungserfolg in Szenekreisen gelang, aber die Konzerte in der Folgezeit eher im Clubformat absolviert wurden. „So, Who’s Paranoid?“ (2008) war ein eigenproduzierter Release, eine Rückbesinnung auf „Phantasmagoria“ ... und dann zehn Jahre Pause, bis 2018 mit „Evil Spirits“ endlich ein richtiges Comeback glückte, das die Band wieder auf die großen Bühnen brachte, wo sie seitdem auf eine Balance aus ihren frühen Punk-Klassikern und den Goth-Hits achten. In genau diesen Kontext passt nun auch das ausgesprochen gelungene Spätwerk „Darkadelic“, das einen Dave Vanian in stimmlicher Höchstform präsentiert. Mit seinem markanten Bariton gibt er souverän den dramatischen Crooner, Monty malt wundervolle Orgelschleifen darunter, und die Songs, etwa die Vorab-Single „The invisible man“, „Leader of the gang“ oder das sofort hängenbleibende „Motorcycle man“ präsentieren THE DAMNED als gereifte Rockband mit dem düsteren Timbre speziell des Klassikers „Phantasmagoria“. Keine Studio-Rückkehr zu den nur noch live präsenten Punk-Hits also, aber ein mit zwölf Unikaten gespicktes Album, das keine Schwächen zeigt oder gar Altersmilde erforderlich machen würde, um es durchzuwinken. Well done!
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