Der NME beschrieb das zweite THE CULT-Album „Love“ im Jahr 1986 – zum damaligen Zeitpunkt war der NME noch ein lesenswertes Organ – sehr treffend: „Just what the world needs – a post punk GRAND FUNK RAILROAD.
The dark, scraping guitar and paisley trappings of ‚Love‘, the U.S. debut of current British sensations THE CULT, suggest a hip marriage of JOY DIVISION’s introspective angst and the colorful expansions of Sixties psychedelia.“ Außer Frage steht, dass „Love“ das Album für die Fans von THE CULT ist, die nicht so wirklich mit ihrer späteren Rick Rubin-induzierten und -produzierten LED ZEPPELIN-geprägten Stadionrock-Facette (beim Album „Electric“) warm wurden (die aber ihre Daseinsberechtigung hatte).
Auch wenn bei den Aufnahmen zu „Love“ im Studio viel LED ZEPPELIN lief, waren die THE DOORS doch prägender. „Love“ markiert den Ursprung und die Blaupause dessen, was zahlreiche Neo-Goth-Bands heute kopieren (obgleich die Gruppe durch die Umbenennung von SOUTHERN DEATH CULT in THE CULT Jahre zuvor bewusst ein Zeichen setzen wollte, um sich vom „Gothic-Ballast“, wie es Sänger Ian Astbury beschrieb, zu befreien), und zwar von der Optik bis hin zu Billy Duffys Breitwandpathos-geschwängerter Gitarre mit vielen Halleffekten, wie bei den Album-Highlights „Phoenix“, „She sells sanctuary“ und „Hollow Man“ zu hören.
Das Album lässt auch Raum für post-adoleszente Balladen vom Format wie „Brother wolf und sister moon“. Astburys kanadische Wurzeln und seine ausgeprägte – mitunter etwas überzeichnete – Affinität zur Kultur der Indianer finden sich in diesem Song wieder (hatten aber im Vorgängeralbum „Dreamtime“ bereits ihren Zenit erreicht).
Die Intention von Astbury für „Love“ skizzierte Gitarrist Billy Duffy so: „Ian was intent on making an acid rock album, he was very much into 60’s San Francisco – BLUE CHEER who were the loudest, craziest acid band – Ian wanted me to get into as much great rock as I had.“ 25 Jahre nach der ersten Veröffentlichung erscheint das Album als aufwändige 4CD-Box mit umfangreichem Booklet, alternativen und raren Versionen sowie sämtlichen 12“s zu diesem Album und einem kompletten Konzertmitschnitt aus dem Hammersmith Odeon in London (1985).
Ein schön gestaltetes Sammlerstück, das im Gesamtoutput der Band wohl den größten Erinnerungswert haben dürfte.
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