Nettes Intro, das so einige Momente der BULLET FOR MY VALENTINE-Karriere Revue passieren lässt. Dann zerstört „Parasite“ alles Dagewesene, um mit ungewohnter Härte einen Neustart zu wagen. Und dieser steht der Band sehr gut, denn vom Härtegrad, den Riffs und der Energie der Songs her erinnert mich das Ganze doch sehr an frühe AS I LAY DYING und einige andere Metalcore-Kapellen der Nuller Jahre. Die Härte tut der Musik gut und sorgt für etwas frischen Wind. Auch die kurzen Gesangspassagen passen und zu meiner Freude lassen die Jungs auch immer wieder gerne ihr Können an der Gitarre aufblitzen. „Knives“ schlägt in dieselbe Kerbe. Bei „My reverie“ wird dann erstmals das Tempo etwas gedrosselt, aber auch nur in Form eines melodischen Intros, das in ein schön groovendes Riff überleitet. Hier kommen endlich wieder die Ohrwurmmelodien der Band durch. Die kurzen Wutausbrüche brechen den Gesang immer wieder auf und alles wirkt frisch, einfallsreich und einfach perfekt aufeinander abgestimmt. BULLET FOR MY VALENTINE wissen auch 2021 noch, wie man spannende Songs schreibt, in denen sich die Ideen fast überschlagen, um dann an der richtigen Stelle wieder auf das Simpelste reduziert zu werden. Ganz groß. Die Soli sind da jedes Mal das Salz in der Suppe. Die Emo-Gesangseinlagen scheinen sie endgültig hinter sich gelassen zu haben. Die melodischen Passagen orientieren sich durchweg an großen Metalbands und klingen dadurch energiegeladener als so manche Melodie auf älteren Alben. Dabei schaffen es BULLET FOR MY VALENTINE aber nicht, die Abrissbirne bis zum Schluss zu schwingen. Aber auch die melodischere Mitte des Albums ist gelungen, auch wenn mir der energische Anfang besser gefallen hat. Hier und da gibt es dann nette Ideen, wie das Intro zu „Can’t escape the waves“ und so werden die Songs aufgelockert und es ergibt sich ein abwechslungsreiches Gesamtbild, das auch bei späteren Hördurchgängen noch für Spaß am Album sorgt. Überhaupt ist der genannte Track einer der stärksten auf dem Album. Hier kommen alte Stärken durch und werden gekonnt eingestreut. Gegen Ende des Albums driften die Songs etwas ab und lassen den Biss vermissen, der die ersten beiden Tracks ausmacht. Schade, denn würden BULLET FOR MY VALENTINE die Handbremse hier wieder lockern, wäre es ein rundum gelungenes Album. So gibt es leider für mich einen kleinen Dämpfer, der auch mit „Shatter“ kein Ende findet. Der Song fängt stark an, wird dann aber austauschbar. Mit „Paralysed“ gibt es noch ein paar nette Stellen und das Fazit steht fest: Wäre der aggressive Sound etwas konsequenter durchgezogen worden, hätte mir dieses Album rundum Spaß gemacht. So bleibt „Bullet For My Valentine“ ein starkes Werk mit großen Momenten, aber auch einem kleinen Einbruch in der Mitte, den ich sicherlich hin und wieder überspringen werde.
© by Fuze - Ausgabe #90 Oktober/November 2021 und Marvin Kolb
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #158 Oktober/November 2021 und Isabel Ferreira de Castro
© by Fuze - Ausgabe #70 Juni/Juli 2018 und Rodney Fuchs
© by Fuze - Ausgabe #90 Oktober/November 2021 und Marvin Kolb
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #158 Oktober/November 2021 und Isabel Ferreira de Castro