CLINIC

Bubblegum

Der Satz machte mir Angst: „Wir sind [...] milder und reifer geworden“, verlautbarte Sänger Ade Blackburn, und bei solchen Aussagen geliebter Bands bekomme ich Angst, impliziert das doch totale Verwaschlappung.

Auch ein erstes unkonzentriertes Durchhören – das sollte man nie tun, ich weiß – feuerte meine Verlustangst weiter an, doch dann, mit jedem weiteren Hören, wusste ich, dass alles gut ist.

Ja, CLINIC sind eine Band, die nicht stehen bleibt, die mit jedem Album ein paar Schritte weiter geht, die ihren Sound ständig neu erfindet, sich aber im Kern dennoch treu bleibt. Dieser Kern, das ist der Gesang Blackburns und seine Vorliebe für die unterschiedlichsten Tasteninstrumente, aber auch die Beiträge seiner Mitmusiker Brian Campbell, Jonathan Hartley und Carl Turney, die alle seit der Gründung 1997 dabei sind und dafür sorgen, dass der federnde Beat, der düstere Post-Wave-Einfluss, die fiebrige Gitarre, das wuchtige Schlagzeug in Kombination intensive Songs ergeben, die man auf Anhieb als aus der Feder von CLINIC stammend identifizieren kann.

Man sollte ja sowieso nur Bands hören und akzeptieren, die man sofort erkennt, die nicht das Gefühl „Klingt wie ...“ oder „Erinnert mich an ...“ auslösen – wahre Kreativität bedeutet, unverwechselbar zu sein.

Bei der Umsetzung von „Bubblegum“, dessen Titel keinesfalls im Sinne sonnigen Bubblegum-Pops verstanden werden sollte, war übrigens John Congleton als Produzent beteiligt. Das ist der Mann hinter den grandiosen THE PAPER CHASE, dessen Band aber in keinster Weise von seiner Arbeit für andere Bands profitieren kann: Ende 2009 standen in Venlo neben mir noch exakt drei andere Menschen vor der Bühne.

Was auch immer der NME in England gerade wieder für Hypes hyperventiliert, CLINIC gehören längst nicht mehr dazu und sind doch seit über einem Jahrzehnt eine der besten Bands der Insel, was „Bubblegum“ eindrucksvoll untermauert.