Es ist verblüffend, wie schnell sich das neue BOXHAMSTERS-Album in mein Hirn gefressen hat - so schnell, dass ich jetzt, sechs Wochen nachdem ich "Demut & Elite" erstmals hörte, immer wieder überrascht bin, dass dieser oder jener Songs tatsächlich erst von der neuen Platte ist und nicht schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat.
Mag sein, dass dazu auch das Schockprogramm beigetragen hat, dem wir uns nach Eingang einer ersten CD-R-Copy unterzogen hatten: Dauerbespielung mit den Hamsters, sechs Stunden lang auf Repeat, bis dann doch mal einer Eject drückte.
Und dann war die Platte drin, hatte sich ins Hirn gebrannt wie all die anderen zuvor auch. Und mein Gott, sind die BOXHAMSTERS auf ihre alten Tage nochmal gut geworden, also noch guter! "Saugschmerle" von 2000 war ja nun echt kein schlechtes Album, nur eines, mit dem die Band rückblickend nicht ganz so zufrieden ist, schon deshalb nicht, weil seinerzeit ihr Hausproduzent Olaf Opal keine Zeit für sie hatte.
Jetzt hatte er, neun Songs wurden fertig, ein zehnter blieb unvollendet, und meine Herren, "Demut & Elite" besteht nur aus Hits. "Beende deine Jugend" ist der Einstiegshit (Warum kam vorher keiner auf dieses Wortspiel?), "Mauser" macht weiter, die "Theaterbraut" ist nach dem Opener der zweite auch live gespielte neue Song, "Amanita" (ein Schmuser à la "Blümchen"), "Eishai" und "Trollinger" folgen, dann mit "Diên Biên Phu" der Überhit des Albums, zuerst von drei Vierteln der Band ungeliebt und jetzt auch live schon ein Klopper sowie auf der aktuellen Ox-CD nachzuhören, "Winnetou IV" (der politischste Song der Platte, eine Abrechnung mit dem American Way Of Life à la George W.
Bush) und schließlich das strange "Laternenlied" als Rausschmeißer. Und dann erstmal Uff! Und nochmal von vorne. Und nochmal. Und die BOXHAMSTERS jetzt also auf L'Age D'Or, dem einstigen Vorzeigelabel in Sachen Hamburger Schule - da mussten wohl ein paar Jahre ins Land gehen, bis das ging, und ja, jetzt geht das.
"Demut & Elite", das ist Vorsprung durch Bessersein, und was immer da an deutschsprachigen Bands in den letzten Jahren nachgekommen ist und nachgeahmt hat, sollte jetzt ganz langsam versuchen, den Mund wieder zuzubekommen und die eigene Belanglosigkeit erkennen.
Alles, was sonst noch zu dieser Platte gesagt werden muss, steht im Interview hier im Heft. (36:47) (10/10)
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