Ich weiß gar nicht, ob ich schon reif bin, diese Platte zu bewerten. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass da eine Euphorie in mir ist, die durchaus eine mangelnde Objektivität zur Folge haben könnte. Vor kurzem habe ich mir sagen lassen, dass das daran liege, weil ich HÜSKER DÜ nicht wirklich kenne.
Okay, die besten Platten im Bereich Hardcore, Punk und auch Pop wurden schon gemacht, doch sollen sich deshalb alle Musiker zurücklegen, sollen JIMMY EAT WORLD kein neues Album mehr aufnehmen? Nach dem erst vor kurzem das Meisterwerk "Clarity" auf dem allgemeinen deutschen Musikmarkt erhältlich gemacht wurde, gibt es jetzt mit "Bleed American" den Nachfolger.
Elf Stücke, die die Band um Frontmann Jim Adkins von ihrer poppigsten Seite bisher zeigen. Sie erfinden weder das Rad neu, noch versuchen sie mit unsinnigen Experimenten das Innovationfähnchen hochzuhalten.
Und das ist gut so. Man besinnt sich darauf, was man am besten kann: wundervolle Popsongs schreiben. Wieviel Post-Punk respektive Hardcore oder auch Emo letztendlich in den Songs steckt, soll jeder für sich selbst entscheiden, das letztendliche Produkt ist jedoch derart zugänglich, das man sich dem Popstempel diesmal auf keinen Fall entziehen kann.
Und garantiert ist auch, dass JIMMY EAT WORLD mit dieser Platte die Massen auf sich ziehen werden, da sich ihr niemand entziehen kann. Da war der "Lucky Denver Mint"-Durchbruch nur die Spitze des Eisberges.
Das bereits als Single veröffentlichte Titelstück, das auch den Opener darstellt, kommt noch recht aggressiv daher, ähnliche Ausbrüche sind danach nicht mehr auszumachen. Doch möchte ich den folgenden zehn Stücken nicht pure Gleichförmigkeit attestieren, die Zutaten ähneln sich nur sehr.
Wundervolle Melodien treffen hier auf zuckersüße Stimmen ("Hear you me" mit Unterstützung von RENTAL's Petra Haden), sachte Noiseeinschübe, Pianos, Akustikgitarren und etliches, was einen Song gut macht.
Dabei gerät das Material nie zu glattgebügelt oder schnulzig, nein, JIMMY EAT WORLD sind immer noch in der Lage, Emotionen ohne Schmalzfaktor rüberzubringen. Bleibt noch zu sagen, dass "Cautioners" in einer anderen Version auch schon auf der Split-EP mit JEBEDIAH vertreten war und mein insgeheimer Hit "A praise chorus" von PROMISE RINGs Davey von Bohlen unterstützt wird und angenehm TOMMY JAMES AND THE SHONDELLS "Crimson and Clover" zitiert.
Ich gebe der Platte vorerst noch nicht die volle Punktzahl, weil ich nicht weiß, wie sich das Album auf lange Zeit macht, aber wahrscheinlich wird es wachsen!
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