Zwanzig Jahre nach den ersten Proben der NEUROTIC ARSEHOLES sind Zahni und seine Jungs wieder da: sowohl live auf deutschen Bühnen für eine einmalige Reuniontour im März als auch in Form der Wiederveröffentlichung ihres legendären ersten Albums „...bis zum bitteren Ende.“, das jetzt von Weird System als LP und CD wiederveröffentlicht wurde.
Ursprünglich war diese Platte auf dem Berliner Label Aggressive Rockproduktionen alias AGR erschienen (heute Modern Music), doch die Band zerstritt sich bald mit dem Label, das sich seinerzeit nicht immer einer astreinen Politik rühmen konnte und zeitweilig recht verschrien war.
Die NEUROTIC ARSEHOLES, aus dem westfälischen Minden stammend, wechselten deshalb zum Hamburger Label Weird System und brachten dort auch 1985 ihr zweites Album „Angst“ heraus. 1989, die Band hatte sich längst aufgelöst und machte zum Teil unter dem Namen DROWNING ROSES weiter, erschien dann auf AGR eine illegale (die Verträge waren längst abgelaufen) Neuauflage des längst zum gesuchten Klassiker gewordenen Albums.
Die Band bemühte sich daraufhin, die Rechte am Album zurückzuerhalten, doch es sollte noch bis Anfang dieses Jahres dauern, bis endlich 15 Jahre nach der Erstveröffentlichung, „...bis zum bitteren Ende“ wieder regulär erhältlich war (letztes Jahr zirkulierte auch ein billiges Bootleg, der Verantwortliche wurde mittlerweile gekreuzigt).
Doch genug „technisches“ Geschwafel, kommen wir zur Musik und den Texten, die die NEUROTIC ARSEHOLES für mich zur neben SLIME, RAZZIA und EA 80 wichtigsten deutschen Punkband aller Zeiten machen.
Als ich Mitte der Achtziger auf die Band stiess, war die deutsche Punkszene nicht einmal ansatzweise so gross wie heutzutage, und die Anzahl der Bands, die es tatsächlich zu einem Album brachten, war erheblich geringer.
Von „Deutschpunk“ in der Form wie heute sprach damals meiner Erinnerung nach noch niemand, und das war gut so, denn ganz offen: so erbärmliche Scheisse, wie sie heute zu 95% unter dem Etikett Deutschpunk veröffentlich wird, gab es einfach nicht.
Mit ihren teilweise englischen Texten trifft der Begriff sowieso nicht auf die Arseholes zu, aber bis ich irgendwann Anfang der Neunziger merkte, wie viele peinliche Kackbands sich hinter „Deutschpunk“ verbergen, war der Begriff kein Schimpfwort für mich, sondern bezeichnete für mich Bands, wie ich sie oben aufgezählt habe.
Musikalisch jedenfalls waren/sind die NEUROTIC ARSEHOLES eine Klasse für sich, kann man ihre ergreifenden, emotionalen Punksongs kaum beschreiben, muss man diese einfach selbst gehört haben.
Und textlich, tja, was soll ich dazu anderes sagen als dass diese Texte seinerzeit für mich eine Offenbarung waren? Klischeefrei und engagiert, persönlich und politisch zugleich, bedeuten sie mir heute noch genauso viel wie damals, und es ist eine Schande, dass all diese „Deutschpunk“-Bands es wagen, ihr peinlich-dummes Gesabber 1998 in einer Form abzusondern, die schon vor 15 Jahren von den Arseholes als Kindergartenniveau abqualifiziert wurde.
Soviel dazu, bleibt noch anzumerken, dass ausser den Albumtracks auf der CD noch die fünf Songs von „Underground Hits Vol. 1“ und „Soundtracks zum Untergang Vol. 2“ enthalten sind. Ein gottverdammter Klassiker, für den ich jede STOOGES- und SEX PISTOLS-Platte stehenlasse!
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