BARBARA MORGENSTERN

Bm

Guten Tag, Frau Morgenstern, ich hatte Sie fast schon etwas vermisst. Schön, dass Sie nach zwei Jahren Pause eine neue Platte gemacht haben, denn seit ca. zehn Jahren überzeugen Sie mich immer wieder davon, dass es so etwas wie anspruchsvolle, elektronische deutsche Popmusik tatsächlich gibt.

Und auch wenn ich immer noch etwas ihrer Vermona-Orgel nachtrauere, diesen mächtigen Bechstein-Flügel haben Sie diesmal wirklich gut im Griff, Respekt. An Ihren Gesang muss man sich zwar erst wieder etwas gewöhnen, aber diese teutonische Kantigkeit hat doch immer irgendwie hervorragend mit Ihren hoffnungslos romantischen Arrangements und rätselhaft lyrischen Texten korrespondiert.

Mittlerweile sind Sie ja als echte Repräsentantin des deutschen Kulturguts etabliert und das hört man auch bei "Bm", wo Sie den Schritt in die Neo-Klassik und damit in die Hochkultur wagen, und das wirklich gekonnt.

Jetzt kann das Feuilleton ruhig kommen! Das stört mich aber nicht weiter, denn "Bm" ist alles andere als eine verkopfte Angelegenheit, auch wenn es möglicherweise Ihr bisher komplexestes und experimentellstes Album geworden ist, ohne dass dabei Ihre wunderschöne nachdenkliche Emotionalität zu kurz kommen würde.

In Ihrem Wohnzimmer habe ich mich immer am wohlsten gefühlt, auch wenn Sie es diesmal in einen Konzertsaal verlegt haben, aber das macht Ihre neue Platte nur zu einem noch viel größeren Genuss.

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