Ganze sechs Jahre sind seit ihrem Coveralbum „Punkrocksteady“ vergangen und mit Ausnahme der zwischenzeitlichen EP „House On Fire“ war es zunehmend ruhiger um das kalifornische Sextett geworden. Auch kursierten Spekulationen um Sänger Chuck Robertson, der zuweilen durch recht spezielle Ansichten zur Pandemie von sich reden machte. 2022 verabschiedete sich dann die komplette Backingband – oder wurde verabschiedet, je nach Lesart. Bei den Fans sorgte dies für Stirnrunzeln, denn gerade Gitarrist Sascha Lazor und Posaunist Eduardo Hernandez waren seit 1995 zwei treibende Kräfte im Bandgefüge. Doch Robertson war schon immer von Musik besessen. Daher dürfte es kaum verwundern, dass er in kürzester Zeit eine prominente Schar neuer musikalischer Mitstreiter akquirierte. Mit Sean Sellers von GOOD RIDDANCE sowie Brandon Landelius von AUTHORITY ZERO holte er nicht nur langjährige Freunde ins neue Line-up, sondern gleichzeitig auch zwei äußerst erfahrene Kollegen, die, so verriet er ebenfalls im Interview in dieser Ausgabe, direkt ins Songwriting involviert waren und dem neuen Sound der Band ihre ganz eigene Note verpassten. Was uns direkt zu dem neuen Album führt. „Arrows Room 117“ überrascht gleich in mehrfacher Hinsicht, denn Chuck Robertson beweist erneut sein begnadetes Talent für feine Melodien und Harmonien. Mit den insgesamt zwölf Songs verfolgt er konsequent den Weg weiter, der in den vergangenen Jahren zunehmend eingeschlagen wurde. Vom hektischen Ska-Punk früher Tage hatte er sich ohnehin schon lange verabschiedet. Swing, Rocksteady und Pop hielten Einzug, waren aber letztlich vielleicht auch genau der Grund, warum sich das Sextett immer größerer Beleibtheit erfreute. Auch auf dem neuen Album sind die Bläser nur noch schmückendes Beiwerk. Akkordeon, Klavier, Kongas und Percussions rücken in den Vordergrund, was im Gesamtkonzept erstaunlich gut funktioniert. Somit erfindet sich die Band wieder einmal völlig neu, wie schon so oft im Laufe ihrer Geschichte. Stilistisch dominiert auf „Arrows Room 117“ vor allem ruhiger Rocksteady-Reggae, der gelegentlich durch fast radiotaugliche Rocknummern aufgelockert wird. Dass die letzten Jahre auch an Robertson nicht spurlos vorübergingen, zeigt sich indes textlich deutlich – so verpackt das Sextett in „Darkness“, „Run“ oder „Looking for the answers“ doch recht nachdenkliche Inhalte, die auf das emotionale Auf und Ab der jüngeren Vergangenheit hinweisen. Nein, einen Vorwurf kann man den Herren wirklich nicht machen, denn „Arrows Room 117“ ist außerordentlich eingängig und musikalisch wie gewohnt von höchster Qualität. Wer sich bereits an der stilistischen Entwicklung der letzten Jahre erfreute, wird auch an diesem Album seine Freude haben.
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