Seit ich die Truppe kurz nach Veröffentlichung ihres Debüts „Cooler Plattentitel“ in Darmstadt live gesehen habe, bin ich von den Bad Vilbelern, jetzt Frankfurtern angetan. Eine Band, die zwar das Rad nicht neu erfindet, aber es so neu aussehen lässt, dass es sich damit um so viel besser fährt.
Keine Ahnung, wo man ihre Musik einordnen soll. Für den altbackenen Punker sind sie zu verspielt, für den Elektronik-Synthie-Freak zu hart, für den Metalhead zu was-weiß-ich?! Hier werden sämtliche Traditionen über Bord geworfen, wieder eingeholt und wie bei einem Lego-Baukasten in nie gekannter Reihenfolge zusammengesteckt, ohne dass sich das Endergebnis nach Baukastenprinzip anhört.
Im Gegenteil: Bestens geschmiert harmoniert das mit dem Sprechgesang und den Schreikrämpfen. Natürlich auch eine Frage der Wahrnehmung. Und geht es nicht gerade darum? Wenn mich momentan eine deutsche Band mit deutschen Texten erreicht, sind das ANTITAINMENT.
Die meisten Texte sind recht persönlicher Art, allerdings finde ich mich in so manchen Textpassagen so treffend wieder, dass ich davon fast schon irritiert bin. Mir gefallen vor allem die Wortgewandtheit, der Sprachwitz, der Umgang mit der deutschen Sprache.
Das zeugt von ganz besonderer Qualität. „Eigentlich wollte ich nicht mehr über Musik reden“, aber es wäre schade, wenn sie’s nicht doch mal wieder täten, mal ironisch, mal selbstkritisch, aber immer unterhaltsam.
Sogar manchmal tiefgründig, ohne pseudointellektuell oder gar pseudophilosophisch rüberzukommen. So gesehen, sind ANTITAINMENT ganz ihrem eigenen Stil treu und „real“ geblieben. Das alles aber wäre nicht halb so interessant, wären ANTITAINMENT nicht echte Meister des Arrangierens.
„Ich kannte die, da waren die noch real“ ist für mich eine Art Trash-Operette mit Hörspielcharakter. Ich liebe diese Kombination aus Plastikmusik – Computersounds und Synthie-Klänge – und melodischen Metal-Symphonien, die manchmal recht vertrackt sind, aber dann auch gehörig Hardcore-lastig rüberkommen.
Ich bin fasziniert von der Komplexität der Stücke, die meistens gerade mal die Zwei-Minuten-Schallgrenze erreichen. Und trotzdem ist alles wie aus einem Guss, prägt sich ein und ist überhaupt nicht arty-farty.
Ich bin total begeistert und freue mich wie ein Schneekönig über das sowohl textliche wie auch musikalische Toppen des bisherigen Materials von ANTITAINMENT. Bestimmt hat das Quartett seine ganz eigene Vorstellung von Punk, in meiner Vorstellung sind sie es mehr denn je, denn Punk hat was mit Innovation zu tun und für mich gehören ANTITAINMENT definitiv mit zu den interessantesten Bands aus Deutschland, die derzeit aktiv sind.
Grandios! (Diese Band war auf der Ox-CD #91 zu hören)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Simon Brunner
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Thomas Eberhardt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und Simon Brunner
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Ingo Rothkehl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #57 November 2004/Januar/Februar 2005 und Ingo Rothkehl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und Simon Brunner
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Ingo Rothkehl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #54 März/April/Mai 2004 und Jörkk Mechenbier