ALBOTH!

Amor Fati

Letztens habe ich mich noch gefragt, was wohl die sympathischen verrückten jungen Leute aus der Schweiz mittlerweile machen, und was kriege ich kurz darauf in die Finger: eine neues ALBOTH!-Album. Daß die Jungs keine akustischen Analphabeten sind und ihre Demontage klassischer Songstrukturen mit System betreiben, habe ich schon bei einem damaligen Konzert und dem anschließenden Interview gemerkt, mal ganz zu schweigen von ihren bisherigen sechs Platten.

Dennoch klingt die Ankündigung "Konzeptalbum, demzugrunde eine 12-Tonreihe liegt, und das zeitlich, rhythmisch in sich und klangfarblich symmetrisch konzipiert ist" reichlich bedrohlich. Die Bandmitglieder komponierten unabhängig voneinander Teile des Albums und herausgekommen ist dabei dennoch ein überraschend homogenes Endergebnis.

Chaos mit Methode, sag ich doch! Da ich im Musikunterricht nie aufgepaßt habe und auch ansonsten nix mit Musik im praktischen Sinne zu tun habe, weiß ich natürlich nicht, was eine 12-Tonreihe ist.

Was ich dagegen weiß, ist, was man von einem Konzeptalbum zu erwarten hat, und das trifft auch auf "Amor Fati" zu. Nämlich ein ziemlich komplexes, nicht immer leicht konsumierbares Konglomerat höchst unterschiedlicher Ideen, bei dem der Hörer erst mal einigen Widerstand von Seiten der Kompositionen überwinden muß.

Außerdem ist "Amor Fati" im Gegensatz zum äußerst dynamischen, beinahe konventionell "rockigen" 96er Vorgänger "Ali" wesentlich ruhiger und in sich zerissener. Das typische ALBOTH!sche Ideengut erkennt man jederzeit problemlos wieder, aber alles in allem ist "Amor Fati" das, was man im Volksmund als verdammt harten Brocken bezeichnet.

Eine ziemliche Faszination geht dennoch wieder von dieser sehr eigenen, Musik gewordenen Verweigerungshaltung der Schweizer aus, für deren Verständnis schon sehr viel persönliche Konzentration und Toleranz notwendig ist.