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A CERTAIN RATIO

1982

Ende letzten Jahres hatten A CERTAIN RATIO mit „Loco Live At Hope Mill Studios“, einer live eingespielten 1:1-Kopie des letzten Albums „ACR Loco“ von 2020, gezeigt, dass ihr anspruchsvoller Pop-Jazz-Funk trotz einer pandemiebedingten Ermangelung echter Auftrittsmöglichkeiten auch abseits des Studios immer noch gut funktionierte. Jetzt folgt mit „1982“ ein neues ACR-Album, bei dem erneut erstaunt, wie selbstbewusst die Band ihre spezielle Vorstellung von smarter Dance Music weiterentwickeln konnte, die Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger niemand so richtig zu interessieren schien und auch von den meisten Kritikern nicht richtig gewürdigt wurde. Und welche Bedeutung hatte das Jahr 1982 nun in der Geschichte der Band? Laut den Gründungsmitgliedern Martin Moscrop und Donald Johnson keine besondere, allerdings entstanden 1982 mit „Sextet“ und „I’d Like To See You Again“ zwei ACR-Platten, die eine deutliche Abkehr vom Post-Punk der Frühzeit darstellten, als die Band noch eine Art „funky alternative“ zu ihren Labelmates JOY DIVISION darstellte. Dennoch fällt es schwer, „1982“ als Blick zurück zu begreifen, da ACR damals ihrer Zeit eher voraus waren und ihre Fusion aus Pop, Jazz, Dub, Funk, Afrobeat und Soul immer noch zeitgemäß klingt, ohne sich dabei jemals penetrant und stillos dem jeweiligen Zeitgeist angebiedert zu haben, wie es bei vielen Acts in Sachen Techno zu beobachten war. Mein Fazit fällt ähnlich wie bei anderen ACR-Platten aus: Wer bei bestimmten Formen von Dance Music sofort allergische Reaktionen zeigt, ist hier definitiv fehl am Platz. Aber mir können ACR sogar die Zusammenarbeit mit dem ebenfalls aus Manchester stammenden Rapper Chunky mit simbabwischen Wurzeln bei der an sich soulig-jazzigen Single „Waiting on a train“ schmackhaft machen.