In einer Viertelstunde ist beim neuen „Vladi“-Album alles gesagt. Eine Schnapsidee der norddeutschen Band, die funktioniert und Fragen aufwirft, die uns Sänger Philipp aka „Der goldene Wolter“ gerne beantwortet ...
Neun Songs in fünfzehn Minuten – das ist neu bei euch! Wie kam es zu dieser Idee?
Bisher waren unsere Songs eher um die drei Minuten lang. Die Kürze der „Vlad Smash!“-Tracks beruht auf einem geplanten Songwriting-Konzept. Wir sind nicht mehr ganz sicher, wo uns die Idee dazu kam, glauben aber, dass es eines Abends im Flensburger Hafermarkt passierte. Es war erst eine klassische Schnapsidee: Eine Platte mit einmütigen Songs, die aber auch kein Grind oder so sein sollen, sondern mit unseren Trademarks. Das Energielevel ist immens, das Ding knallt!
Gibt es künftig immer so kompakte Songs ... oder kommt jetzt eine Prog-Platte?
Gute Frage. Wir haben zumindest erkannt, dass es für das Songwriting förderlich sein kann, wenn erst ein Konzept vorhanden ist. Bisher haben wir einfach Songs geschrieben und wenn wir genug hatten, haben wir alles aufgenommen und zu einem Album zusammengefasst. Der „Vlad Smash!“-Weg hat für uns erstaunlich gut funktioniert. Es mag aber auch sein, dass das auf Dauer doch einengend wirken könnte. In der Corona-Phase haben unsere beiden Brüder Zarc und Eric öfter zu zweit ohne den Rest geprobt und offenbar sind dabei schon einige neue Stücke entstanden. Eric hat mir schon was davon vorgespielt, das klang nicht nach Prog ...
Textlich deckt ihr von persönlichen bis zu historisch-politischen Themen eine Menge ab. Was inspiriert dich dabei?
Hauptsächlich stammen die Inspirationen aus Büchern, es können aber auch aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen sein. Ich habe es schon erlebt, dass ich im eigenen Unterricht getriggert wurde und dachte: Mensch, was ist das eigentlich für ein krass interessantes Thema, das eignet sich doch für einen Song!
Wie ist die Idee mit der Bonus-CD entstanden, auf der du eure Tourtagebücher vorliest?
Wir hatten die „Vladi Diaries“ ursprünglich ja immer online, dann auf Anregung von Flupp von Frontcore Records als Heftbeilage zum zweiten Album und nun als Bonus-CD. Für letzteres stammt die Idee von Nick Wanker von Wanker Records, der wollte ursprünglich sogar Martin Semmelrogge dafür ranholen, der bei Mr. Wanker wohl noch Schulden aus einer dunklen Vergangenheit hat. Der hatte aber keine Zeit und so habe ich es kurzerhand eingesabbelt, was auch Spaß gemacht hat. Für ein potenzielles nächstes Mal wüsste ich aber schon Verbesserungsmöglichkeiten. Das waren jetzt alles First-Take-Lesungen.
Du bist Lehrer. Wie vereinst du Punk/Metal und Schule? Gibt es da einen Widerspruch? Wie nehmen Kolleg*innen beziehungsweise Schüler*innen das auf?
Der Widerspruch besteht hauptsächlich im Schlafdefizit, denn ich gehe gerne auf Konzerte und finde, dass man tourende Bands unbedingt auch unter der Woche unterstützen sollte. Im Kollegium existiert ein mildes Interesse, immerhin hat ein plattensammelnder Kollege neulich die „Vlad Smash!“ bei mir abgeerntet. Bei der Schülerschaft nehme ich eine Veränderung wahr: Vor zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren gab es noch zahlreiche Schülerbands und so stellten mir Schüler*innen ähnliche Fragen, wie wir sie in diesem Interview anschneiden, also zu Songwriting, Proben, Texteschreiben, Aufnehmen, Auftritten etc. Mittlerweile wird eigentlich nur noch gefragt, wie viele Klicks wir auf YouTube oder Instagram hätten. Was mir fast schon Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass es an meiner Schule momentan meines Wissens nach gar keine Schülerband mehr gibt. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass das vielleicht nur eine Phase ist. Man hat ja auch länger gelesen, dass Schüler*innen sich nicht mehr politisch engagierten, aber mit Fridays for Future ist seit einiger Zeit ja doch wieder eine politische Bewegung da. Wäre schade, wenn Punk und Metal mittlerweile nur noch ein „Erwachsenending“ wären, wo diese Subkulturen doch ursprünglich aus Jugendbewegungen entstanden sind. Aber schon klar – das war vor Jahrzehnten. Trotzdem kann es gar kein geileres Hobby geben, als sein Leben für Hardcore und Punk zu verschwenden! Das muss ich wohl in Zukunft noch deutlicher vermitteln. Danke, dass du mich daran erinnert hast!
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