TWO AND A HALF GIRL

Foto© by Lisanne Lentink

Utrecht Punkrock

Der Name TWO AND A HALF GIRL dieser jungen, niederländischen Band ist irreführend, denn diese besteht tatsächlich aus fünf Mitgliedern, findet ihren Namen aber besonders einprägsam. Mit der albernen US-Sitcom „Two and Half Men“ haben sie allerdings nichts zu tun. Viel lieber schreien sie sich persönliche und gesellschaftliche Probleme von der Seele, spielen dazu temporeichen und energiegeladenen Punkrock mit mal rauhem, mal melodischem Einschlag. Zwei EPs haben sie bereits veröffentlicht, nun folgt im Oktober ihr Debütalbum „Evidence Of A Broken Mind“, was uns Anlass gibt, Bassist Chris und Gitarrist Daan ein paar Fragen zu stellen.

Wie, wann und wo haben sich TWO AND A HALF GIRL gegründet?

Chris: Wir sind eine Band aus Utrecht, Niederlande, die mit ihrer Musik ordentlich Krach macht. Uns gibt es nun schon seit über fünf Jahren. Wir gingen alle auf dieselbe Schule. Da haben wir uns dann getroffen und diese Band gegründet.

Welche Bands würdet ihr zu euren Einflüssen und/oder persönlichen Idolen zählen?
Daan: Ich denke, das ist bei uns fünf ziemlich unterschiedlich. Aber was den Sound unserer Band angeht, denke ich, das wären unter anderem: EVERY TIME I DIE, THE STORY SO FAR, COMEBACK KID und PARAMORE.

Wie sieht die Rock/Punk-Szene in Utrecht so aus?
Chris: Es gibt definitiv eine Szene hier. Es kommen auch einige härtere Bands aus Utrecht, einige sind etwas bekannter als andere. Es gibt auch eine ganze Reihe von Lokalen und Clubs, in denen Live-Musik gespielt wird.

Hierzulande sind Punkbands, die auf Deutsch singen, gar nicht so ungewöhnlich. Wäre es für euch eine Option, auch niederländische Songs zu veröffentlichen?
Daan: Wir alle hören englischsprachige Musik, also war es naheliegend, selbst Songs mit englischen Texten zu schreiben. Wir haben auch noch nie über eine Veröffentlichung auf Niederländisch gesprochen. Die Niederlande sind ein kleines Land, dass es mehr Leute gäbe, die es nicht verstehen würden, als Leute, die es verstehen. Deshalb würde es für mich keinen Sinn machen.

Hat die Pandemie die Art und Weise verändert, wie ihr als Team funktioniert, insbesondere im Hinblick auf den Aufnahmeprozess?
Chris: Da wir keine Live-Shows spielen konnten, hatten wir viel Zeit zum Schreiben und Aufnehmen. Der Prozess hat sich nicht so sehr verändert. Wir haben versucht, so viel wie möglich selber zu machen. Ein Großteil der Aufnahmen des Albums entstand in Frankreich, um uns von der Außenwelt abzuschotten. Ich glaube, das hat uns näher zusammengebracht, weil wir so viel Zeit miteinander verbracht haben.

Welche Gefühle und Gedanken verbindet ihr mit eurem Debütalbum?
Daan: Viel harte Arbeit und viele späte Stunden im Studio und im Proberaum. Da wir alles außer das Schlagzeug selbst aufgenommen haben, war es manchmal ziemlich fordernd. Aber es hat auch eine Menge Spaß gemacht, jedenfalls meistens.

In eurem Song „70“ wird betont, dass es auch zwanzig Jahre, nachdem die Niederlande als erstes Land die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert haben, immer noch mindestens siebzig Länder gibt, in denen man nicht sein kann, wer man will, oder lieben kann, wen man will. Glaubt ihr, die Tendenz geht hin zu liberaleren Gesetzen oder eher in Richtung Rückschritt, wie in den USA zu beobachten?
Chris: Ich finde es schwierig, bei anderen Ländern ins Detail zu gehen, aber in den Niederlanden sehe ich nicht unbedingt einen bestimmten Trend. Bei uns gibt es natürlich Pride-Partys, um die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, aber es gibt auch immer noch viel Aggression und Einschüchterung gegenüber Menschen aus der LGBTQ+-Community. Da gibt es noch viel zu verbessern.

Eure Songs drehen sich um eher negative Themen. Ist das Songwriting eine Art Strategie, um die ganzen Probleme erträglich zu machen, die das Leben zu bieten hat – fast wie eine Therapie?
Daan: Nicht unbedingt. Manchmal sind es eben Themen, die man ansprechen will, und manchmal will man einfach etwas loswerden. Wir haben uns bewusst entschieden, sehr ehrliche, aufrichtige Songs zu schreiben, was wir auch bei anderen Bands sehr schätzen.